Martin Luthers schreibt 1530:
„Wenn ich vom Predigtamt ablassen könnte und müsste, so wollte ich kein Amt lieber haben denn Schulmeister oder Knabenlehrer zu sein. Denn ich weiß, dass dies Amt des Pädagogen nächst dem Predigtamt das allernützlichste, größte und beste ist, und weiß dazu noch nicht, welches unter beiden das bessere ist.“
Bildung ist unverzichtbar, da nach reformatorischem Verständnis – das bis heute nachwirkt – eine Gemeinde das Recht uns die Vollmacht hat, über die Lehre zu urteilen – sich eine eigene Meinung zu bilden. Dies kann sie nur, wenn und weil das einzelne Gemeindeglied selbst unterwiesen, gelehrt und gebildet ist. Nur dann kann der einzelne Mensch wissen und verstehen, worum es bei diesem persönlichen Glauben geht – im Leben und im Sterben.
(Quelle: Evangelische Bildung aus gutem Grund – Zum Bildungsauftrag der Evangelischen Kirche – Vortrag auf der Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts am 25.4. 2008 – Dr. Matthias Hahn )
Dieser reformatorische, evangelische Bildungsauftrag manifestierte sich in der frühzeitigen Schulaufsicht durch das Pfarramt, auch wenn die politische Verantwortung zunehmend in ministeriale Hände überging.
1670 ordnete der Verdener General-Superintendent im Rahmen einer Kirchenvisitation an:
„ .. für erste, dass eine Schule zu erbauen an bequemen Orte, da die heranwachsende Jugend im Lesen, Singen, Schreiben, Beten und fürnehmlich im Catechismo Lutheri und von Königl. Regierung und Consistorie eingeführten Grundfragen mit Fleiß zu unterweisen, darüber der Pastor loci (der Ortsgeistliche) die Inspektion haben und die Leut ohn allen Vorwand ihre Kinder sowohl in die Schule als Kirch mit Ernst entsenden sollen, damit ein jeder jung und alt in seinem Christentum zur Seeligkeit erbauet werde.“
So erklärt sich, dass der Pfarrer der Scheeßeler Kirche auch die örtliche Schulaufsicht über die Dorfschulen innehatte und es manchen Streit mit den Ortschaften gab, wenn es um die Bereitstellung von Schulraum und Wohnraum für den Lehrer ging oder die oft schwache Unterrichtsteilnahme durch die Kinder, die zu Hause auch als Arbeitskräfte gebraucht wurden. – Hier finden Sie weitere Informationen zum Schulwesen in Westervesede.
Noch heute zeigt sich die Verpflichtung der Kirche zu ihrem Bildungsauftrag unter anderem durch das mannigfache Engagement in Kindergärten und Kindertagesstätten, die nicht nur aufbewahren sondern durch Bildung zu einer Horizonterweiterung beitragen.