Joachim Peters: Der letzte Schäfer in Westervesede
* 1. Oktober 1887 + 11. Februar 1960
Er kam aus Oels Haus.
Mit der Abfindung vom Hof in der Tasche wanderte er mit 41 Jahren am 20. März 1930 von Bremen mit dem Schiff „Dresden“ in die USA aus. In Amerika angekommen verlieh er sein Geld und bekam es nicht zurück.
Wohl deshalb kehrte er in den Kriegsjahren nach Westervesede zurück und baute sich im „Großen Lohmoor“ (neben dem Moorfest-Platz) eine Erdhöhle. Dort hütete er seine und fremde Schafe in der Heide. Dieses Land wurde von Oels den Brockeler Bauern abgekauft.
Als Westervesede nach dem Krieg von den Engländern besetzt war, wurde er häufig zum Übersetzen geholt, da er englisch sprach.
In den 50er Jahrer baute ihm Jokers Hermann (sen.) im „Großen Lohmoor“ ein kleines Haus. Dieses steht heute bei Krögers (Heins) und wurde dort jahrelang als Hühnerstall genutzt.
Joachim Peters verstarb am 11.02.1960. Da es noch keine Kapelle im Ort gab, fand die Trauerfeier bei Oels im ein Jahr vorher gebauten Kuhstall statt. Den Rückblick auf das Leben von Joachim Peters, den Lehrer Cordts hielt (s. u.), wurde er als „letzer Schäfer von Westervesede“ bezeichnet. Sein Grab befindet sich auf der Familiengrabstätte von Oels.
(z. T. aus Erinnerungen von Annegret Peters – Oels)

Lebenslauf
(von Lehrer Cordts geschrieben und auf der Trauerfeier verlesen)
Unser verstorbener christlicher Bruder Joachim Peters wurde am 1. Oktober 1887 in Westervesede geboren. Seine Eltern waren die Eheleute Landwird Johann Peters und Maria geb. Wichern. In der Kirche zu Scheeßel wurde er im ev.-luth. Glauben getauft. Acht Jahre besuchte er die Volksschule Westervesede und wurde anschließend in Scheeßel konfirmiert.
Nach der Schulentlassung war er auf verschiedenen Höfen in Oster- und Westervesede als Gehilfe in der Landwirtschaft tätig. Nach dem ersten Weltkrieg verbrachte er mehrere Jahre auf einer Farm in Amerika und nach seiner Rückkehr kaufte er sich in Sottrum ein Haus mit Grundstück, das er aber bald wieder veräußerte. Viele Enttäuschungen lagen hinter ihm, als er sich schließlich Anfang 1944 entschloß, in die Einsamkeit von Heide und Moor zu gehen und hier ein Einsiedlerleben fernab von den Menschen zu führen. Seine ganze Sorge und Pflege galt von nun an seiner Schafherde, mit der er alltäglich, begleitet von seinem treuen Hund, durch die Heide zog.
Etwas zehn Jahre hatte er in der Einsamkeit zugebracht, als eine schwere Erkrankung seine Aufnahme in das Rotenburger Krankenhaus notwendig machte. Hier erlitt er dann einen Schlaganfall, und seit dem war er seiner Sprache nicht mehr mächtig. Nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus zog er sich wieder in die Einsamkeit zurück. Infolge des erlittenen Schlaganfalls waren offenbar seine geistigen Kräfte auch in Mitleidenschaft gezogen, so dass er oft tagelang umherirrte. Da kaum Besserung seines Zustandes zu erwarten war und er allein nicht mehr fertig wurde, nahm ihn das Landeskrankenhaus in Lüneburg 1955 auf. Nach fünfjährigem Aufenthalt ist er dort in den Vormittagsstunden des 11. Februar 1960 gestorben. Er hat ein Alter von 72 J., 4 Mon. und 11 Tagen erreicht.
Um seinen Tod trauern ein Bruder, 5 Nichten, 3 Neffen, mehrere Cousinen und Cousins und weitere nahe Verwandte und Bekannte.