Die Vision von einem internetbasierten Geschichtenbuch
Im Bereich der Einheitsgemeinde Scheeßel – etwa mittig zwischen Bremen und Hamburg gelegen, gibt es die Ortschaft Westervesede, an dem kleinen Heidefluss Veerse gelegen. Plattdeutsch – oder korrekter-weise Niederdeutsch oder noch genauer Nord-niedersächsisch – wird hier noch von vielen gesprochen. Und so spricht man seit alters her oft von Vees, wenn man Westervesede meint.
Kurioserweise kann Vees aber genauso für das benachbarte Ostervesede stehen. Über die Beziehungen zwischen diesen beiden Ortschaften und auch Deepen, das als Ortsteil von Ostervesede aber kulturell und wirtschaftlich genauso gut mit Westervesede verbunden ist, gibt es etliches zu berichten. Doch davon wird später im Veeser Geschichtenbuch zu erzählen sein.
Früher lebten in einer Großfamilie oftmals drei Generationen unter einem Dach. Großeltern beschäftigten sich mit ihren Enkeln und erzählten aus vergangener Zeit. Gleichsam spielerisch lernten z.B. die Jungen von den Alten aus den persönlichen Berichten, dass die aktuelle Situation des täglichen Lebens mit all ihren Annehmlichkeiten oder Beschwerlichkeiten keine Selbstverständlichkeit ist – oder dass es für Probleme schon immer die unterschiedlichsten Lösungsansätzen gegeben hat.
Heute leben viele von uns in Kleinfamilien oder Single-Haushalten. Das Wissen um unsere Herkunft und die Überlieferungen der “Alten” gehen für die nächsten Generationen in dieser schnelllebigen Zeit zunehmend – Wort wörtlich genommen – verloren und manches landet unbeachtet auf dem Müll. Einer zentralen – und möglichst digitalen – Archivierung von örtlichen Dokumenten, Daten, Fakten, Historien kommt damit eine besondere Bedeutung zu.
Mit dem “Veeser Geschichtenbuch” soll für die Ortschaft Westervesede und die Region umzu das Wissen um die Geschichte und Entwicklung der Region und der Menschen, die in ihr lebten und leben, dokumentieren und für den Leser ein Verständnis dafür erweckt werden, warum es so ist, wie es ist.
Dieses “Veeser Geschichtenbuch” ist als eine besondere Form von örtlicher Chronik gedacht. In einer modularen Form mit einer Vielzahl von einzelnen „Geschichten“ aus älterer und jüngerer Vergangenheit wird ein Abbild unserer Region gezeichnet – digital als Internetversion und klassisch gedruckt als Loseblattsammlung. Damit hebt sich das “Veeser Geschichtenbuch” deutlich von der bisher üblichen zeit- oder themenabhängigen Darstellung in Orts-Chroniken als gebundenes Buch ab.
Ein zunächst grobes Bild wird durch kontinuierliche Ergänzung/Erweiterung zu einem kleingliedrigen, bunten Mosaik, das die regionale Entwicklung mit den Menschen, die hier lebten und leben differenziert beschreibt. Als „Geschichten“ kommen dabei in Frage: Berichte über besondere Vorkommnisse, Interviews von Zeitzeugen (optimalerweise auch audiovisuell und auf plattdeutsch), kurze Abhandlungen zu historischen Fakten, Chroniken von Höfen, Firmen, Vereinen, Gegenüberstellungen/Vergleiche: früher gegen heute, …. und – und – und.
Selbst ein Ortsfamilienbuch über möglichst alle ab etwa dem Jahr 1600 dokumentierten Personenstandsfälle der Ortschaft (und darüber hinaus des Kirchspiel Scheeßel) kann – informativ und frei zugänglich – Bestandteil des “Veeser Geschichtenbuch” werden.
Und was ebenfalls ganz wichtig ist: das “Veeser Geschichtenbuch” soll in der Zukunft fortgeführt werden; es wird nicht nur erstellt, um dann im Bücherschrank zu vergilben. Es kann und soll – sowohl als Internetauftritt wie auch in einer gedruckten Loseblattsammlung – ständig erweitert, aktualisiert und ergänzt werden.
Auch unser Ort verliert in Folge von Urbanisierung und Globalisierung zunehmend seinen dörflichen Charakter. Es findet bei stetiger Fluktuation eine schleichende Entfremdung statt. Westervesede ist zunehmend Schlafort für auswärts Arbeitende geworden; demographische Entwicklung und gesellschaftliche Singulalisierung verstärken diesen Effekt.
Mit diesem Projekt, das sich – zeitangepasst – auch auf moderne Medien stützt, kann und soll den Mitbürgern das Wissen über unserer Region und den Menschen, die in ihr lebten und leben, auf neue Art vermittelt werden, soll ihnen aber auch eine Möglichkeit eröffnet werden, sich mit ihren Fähigkeiten als ein Mosaikbaustein in die Gestaltung des “Veeser Geschichtenbuches” einzubringen.
Durch die modernen Medien wird bei der Projekt-Realisierung besonderer Wert auf eine generations-übergreifende Zusammenarbeit gelegt. Junge und Ältere – die einen mit den Kenntnissen über neuen Medien und Techniken, die anderen mit ihrer Lebenserfahrung – können gemeinsam etwas schaffen, was beispielhaft sein kann.
Richard von Weizsäcker hat einmal gesagt: “Die geistige Auseinandersetzung mit der Geschichte bietet dem Menschen nicht Ausbildung, sondern Bildung, nicht Handlungsanweisung, sondern Horizonte. Man lernt aus der Geschichte nicht, was man tun soll, aber man kann aus ihr lernen, was man bedenken muss!
Wer nicht weiß, woher er kommt, der weiß auch nicht, wohin er geht!”
… oder wie Hans Georg Gadamer es verkürzt fasste: “Zukunft ist Herkunft”
Wichtig ist nur, dass der Blick nicht nur rückwärtsgewandt bleibt, sondern sich auch in die Zukunft richtet.
Mit dem “Veeser Geschichtenbuch” sollen und können Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden – möchten Kontakt- und Berührungspunkte vermittelt werden. Mit dem “Veeser Geschichtenbuch” soll ein Gefühl dafür vermittelt werden, dass man sich hier wohlfühlen kann, – dass es sich hier wohl leben lässt.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? – Stöbern Sie ruhig im VEESbook – dem Veeser Geschichtenbuch