Deepen 12: Als unser Rohbau vom Sturm umgeweht wurde
erzählt von Hinrich Behrens aus Deepen
Im Dezember 1929 ist unser Haus in Klein Deepen Nr. 17 gerichtet worden. Zur Finanzierung erhielten wir ein langfristiges Darlehn von der Siedlungsgesellschaft.
Es war schon sehr kalt. Meine Mutter, Erna Behrens (geb. Meyer aus Söhlingen), fuhr mit dem Fahrrad zur Kirche nach Scheeßel, denn dort sollte unser gerichtetes Haus abgekündigt und für das gute Gelingen gedankt werden.
Bauer Johann Meyer fuhr auch zur Kirche. Er hatte schon ein Radio und erzählte, dass er von einem schlimmen Sturm in England gehört hätte. Es wären ganze Häuser umgeweht worden und alle hofften, dass dieser Sturm nicht bei uns ankommen würde.
Am Nachmittag, es war der 29. Dezember 1929, passiert dann das Unheil. Der Sturm wehte mit ganzer Wucht den gesamten Dachstuhl und gemauerte Wände um. Die Bewohner aus Groß Deepen hatten das Haus aus der Ferne fallen sehen und waren als erste an der Unglücksstelle. Ein Nachbar sagte glatt beim Anblick dieses Durcheinanders: „Den ganzen Huben lot man so lingen.“
Maurer Leuenroth aus Ostervesede, der gerade seinen Meister gemacht hatte und unser Hausbau sein erster Auftrag war, wurde herbeigerufen. Der Zimmermann, Otto Lüdemann aus Söhlingen kam auch dazu. Es gab ein großes Geschimpfe und gegenseitige Schuldzuweisungen: „Der Maurer hat zu wenig Zement genommen.“ – „Der Zimmermann hat nicht ordentlich gearbeitet.“
Es nützte nichts. Das Haus sollte wieder aufgebaut werden. Unsere Verwandten und die Deepener kamen zum Steine abputzen, damit sie wieder vermauert werden konnten.
In der Kirchengemeinde Scheeßel wurde für den Wiederaufbau unseres Hauses gesammelt. Meine Mutter erzählte mir, dass aus Sothel die meisten Spenden kamen.
Meine Eltern konnten mit ihren 3 Kindern im Jahre 1930 in ihr neues Haus einziehen.
Unser Haus steht heute noch und hat allen folgenden Stürmen standgehalten.
Anzumerken wäre noch, dass am gleichen Tag auch der gerichtete Bau der Wohlsdorfer Schule umgeweht wurde.