Meine Schulzeit von Klaus Dittmer
– Ein Schüler von damals erinnert sich –
Ich gehöre zu dem letzten Jahrgang, der die Schule Westervesede volle 8 Jahre durchlaufen hat. Einschulung: April 1961 – Schulentlassung: März 1969
Unsere Lehrerin im 1. Schuljahr war Frau Rieke, die die Schule aber schon zum April 1962 verließ. Ab April 1962 übernahm die Ehefrau von Hauptlehrer Cordts die Klassen 2 – 4. Das 1. Schuljahr und die Klassen 5 – 8 unterrichtete Herr Cordts, der im Schützenverein auch Schießsportleiter und im Gemeinderat Westervesede auch Schriftführer war.
In die Schule gehen, das hieß für mich und viele andere erst einmal, die hochdeutsche Sprache zu lernen, denn bis dahin gab es für uns nur Plattdeutsch.
Irgendwie aber fehlt mir die Erinnerung an besondere Vorkommnisse aus den erster vier Schuljahren. Uns wurde aber im Wesentlichen Lesen, Schreiben, Rechnen und eine „saubere Handschrift“ beigebracht.
1961 wurden eingeschult:
Klaus Wahlers (Gerken), Wilfried Bruns (Schnittgers), Reinhard Hänsel (wohnten damals bei Wichern), Heidemarie Jürges, Monika v. Borstel, Heidi Rieke (Tochter der Lehrerin).
Ab der 5. Klasse kamen wir dann in die Klasse der Großen (Raum zur Straße).
Hier war die Sitzordnung:
1. Reihe: 1. Schuljahr (Unterricht von 11 – 12.30
2. Reihe: noch 1.Schuljahr und einen Tisch für Schüler, die im Unterricht störten oder auffielen.
Die weiteren 4 Bänke waren mit den darauffolgenden Klassen 5 – 8 – je nach Klassenstärke – belegt.
Am Schulanfang bekamen wir einen Stundenplan, der eigentlich selten eingehalten wurde. Unterrichtet wurde in den Fächern Rechnen, Deutsch, Musik, Erdkunde. Geschichte, Naturkunde,Sport, Malen (Kunst) und Religion.
Zu den einzelnen Fächern:
Rechnen: wurde jeden Tag unterrichtet. 5./6. Klasse und 7./8. Klasse bearbeiteten jeweils den gleichen Stoff. Während die 5./6. Klasse unterrichtet wurde, musste die 7./8. Klasse Übungsaufgaben durchführen oder eben umgekehrt.
Deutsch: wurde auch jeden Tag unterrichtet. Ablauf wie beim Rechnen. Für schöne Schrift und Sauberkeit gab es folgenden besonderen Einsatz.
In der Zeit vom 1.April bis zu den Sommerferien fiel die letzte Stunde wegen Unterrichts des 1. Schuljahres aus. Für die Schüler, die einen Aufsatz, Diktat usw. nicht sauber oder mit Fehlern geschrieben hatten, gab es allerdings keine Freistunde. Nochmal abschreiben – hieß es, manchmal auch nur, weil man etwas durchgestrichen hatte oder den Rand auf dem Blatt schief gezogen hatte. Der Rekord lag bei 14 x abschreiben einer Arbeit.
Musik: 1 Stunde pro Woche. Volkslieder singen – außer zu Weihnachten, Volkstrauertag und Erntefest , da musste für Auftritte geübt werden.
Die Note gab es fürs Vorsingen kurz vor den Zeugnissen. (Singen war nie meine Stärke, bei Auftritten durfte ich nur den Mund auf und zu machen.)
Sport: 3mal die Woche 1 Std. Meistens wurden Spiele wie Laufball, Korbball, Völkerball durchgeführt. Im Sommer war das Üben für die Bundesjugendspiele auf dem Sportplatz in Westervesede angesagt. Die einzelnen Wettbewerbe waren: Werfen (Schlagball, Handball), Laufen – je nach Alter 50 m oder 75m. Unsere Übungsbahn war die Straße zum Tavenhorn. Weitsprung/Hochsprung übten wir in der Sprunggrube im ehemaligen Garten des Schulgeländes – heute Feuerwehrhaus. Bei den Bundesjugendspielen in Ostervesede , gemeinsam mit den Schulen Ostervesede und Bartelsdorf,wurde auch ein Staffellaufwettkampf und ein Völkerballturnier zwischen den drei Schulen durchgeführt.
Bei schlechtem Wetter fiel der Sportunterricht zu Gunsten anderer Fächer einfach aus.
War im Winter mal eine große Eisfläche oder viel Schnee vorhanden, wurden alle Sportstunden zusammengelegt und es ging den ganzen Unterrichtstag mit Schlitten zum kleinen Lohberg oder aufs Eis.
Erdkunde, Geschichte und Naturkunde: Ein Thema für alle 4 Schuljahre. Diese Fächer standen wöchentlich auf dem Stundenplan. Unterrichtet wurde aber so lange in einem Fach, bis das Thema durch war und mit einem Test beendet wurde. In Naturkunde gab es jedes Frühjahr eine Expedition in die Feldmark von Westervesede und im Winter einen Diavortrag von Günter Synatzschke aus Rotenburg über die Vogelwelt und die Natur der Umgebung. Es waren sehenswerte Aufnahmen. Die gefundenen Pflanzen und die Dias galten als Unterrichtsvorlage. Zum Erdkundeunterricht gehörte auch die Heimatkunde. Hier ging es um Orte, Kirchspiele, Flüsse, Seen usw. im Landkreis Rotenburg und Regierungsbezirk Stade. So, glaube ich zu mindestens, können die meisten von uns noch ohne Navi von Westervesede nach Ostervesede fahren.
An den 2 letzten Stunden am Samstag stand Malen (Kunst) auf dem Programm. Jedes Frühjahr der blühende Kastanienbaum, eine Winterlandschaft usw. Die letzten vier Wochen vor Weihnachten war Sterne basteln angesagt.
Ab und an gab es auch mal eine saftige Ohrfeige, was heute wohl zu einer Beschwerde der Eltern oder einer Anzeige wegen Misshandlung führen würde, damals aber zähneknirschend von den Schülern in Kauf genommen wurde. Ein Fall liegt mir noch in guter Erinnerung. Wir schrieben gerade ein Diktat. Der Mitschüler saß am „Straftisch“ vorne zwischen der 1. und 5. Klasse. Herr Cordts ging durch die Reihen und sah den Schülern über die Schulter. Auf einmal schrie er los: „Du Süllskopf!“ und haute ihm volle Kante an den „Süllskopf“.
Kurz vor den Sommerferien wurde jedes Jahr ein Schulausflug durchgeführt. Ziele waren: Krautsand, Bremerhaven, die Wingst und Cuxhaven. Der weiteste Ausflug, den ich mitmachte, führte nach Minden und zur Porta Westfalica.
Nach den Sommerferien fingen wir an, für den Erntefestauftritt zu üben. Mit Liedern, Gedichten und dem Bändertanz (nur Schüler der 7. und 8. Klassen) beteiligten wir uns an der Erntefeier. Der nächste Auftritt mit Liedern und Gedichten war dann am Kriegerdenkmal anlässlich des Volkstrauertages im November. In den letzten 4 Wochen vor Weihnachten fand meist nur ein Teil des Unterrichtes statt. Die Weihnachtsfeier am Abend des 4. Advents auf Hanschens Saal musste vorbereitet werden. Das hieß, Sterne basteln, Theater üben, Lieder und Gedichte einstudieren.
Eine wichtige Funktion hatte für uns Schüler bei Klassenarbeiten unser Torfkasten (Papierkorb). Die Füllfederhalter klecksten immer gerade während der Klassenarbeiten. Also musste der Torfkasten aufgesucht werden. Hinterlassen wurde ein Spickzettel, der vom nächsten klecksenden Füller wieder entnommen wurde.
Auch nach der Schule gab es Aufgaben, die von den Schülern für das Dorf erledigt wurden. Da Lehrer Cordts auch die Laufzettel (heute Lokalpostille) aufsetzte, mussten diese auch von den Schülern verteilt werden. Im Herbst gab es für die Schüler der 8. Klasse die Möglichkeit, sich etwas Taschengeld beim Einsammeln von Proben für Kartoffelnematodenuntersuchungen zu verdienen. Eine weitere Aufgabe gab es bei Beerdigungen. Die Trauerfeier fand damals noch im Trauerhaus statt. Vom Trauerhaus bis zum Friedhof führte eine Gruppe der älteren Schüler mit dem Lehrer singend den Trauerzug an.
Eine lustige Begebenheit noch zum Schluss, die sich aber vor meiner Schulzeit abgespielt haben soll. Während des Unterrichts sagte der Lehrer zu Johann B.: „Ob du da sitzt oder ein Holzklotz, das ist doch egal.“ Am anderen Tag stellte Johann B. einen mit einem Gesicht bemalten Holzklotz auf seinen Platz und ging wieder nach Hause. Wie die Geschichte endete, ist mir nicht bekannt.
Ich hoffe, dass ich mit diesen Bericht einen kleinen Eindruck schaffen konnte, wie es früher hier in der Schule zuging.