Zur Schule gekommen bin ich Ostern 1937. Unser Jahrgang war stark vertreten mit 6 Jungen und 5 Mädchen. So viel Aufhebens wie heute bei der Einschulung kannte man damals nicht. Aber soweit ich mich erinnere, gab es eine kleine Tüte Bonbon vom Lehrer. Dieser hieß Richard Deutsch, und er war wohl eine ziemlich beliebte Persönlichkeit. Bei den dörflichen Vereinen bekleidete er auch einige Ämter, die gebraucht wurden.
Mein Weg zur Schule war schön kurz, weil ich in der Mitte das Dorfes wohnte. So hatten manche Kinder es ungünstiger, weil sie mitunter einen Weg von fast einem Kilometer zurücklegen mussten. So kamen sie dann auch mit dem Fahrrad. Dieses brachten sie dann nach Dischers, dem damaligen Kaufmann.
An das Einfügen in die Schulgemeinschaft hatten wir uns bald gewöhnt. Auf dem Schulhof spielten die großen Kinder mit den kleinen, wenn sie noch ein bisschen fremd waren. Das Lernen und die Schularbeiten zu Hause machen fiel mir eigentlich nicht schwer. Wie ich ersehen habe, gab es im ersten Halbjahr noch kein Zeugnis. Das nächste Jahr war es im Herbst von meiner Mutter unterschreiben, weil mein Vater im Sommer gestorben war. Der Inhalt der Zeugnisse konnte sich sehen lassen, wenn auch mal Schwankungen dabei vorkamen.
Unser Lehrer war bis in den Sommer 1940 noch immer Herr Deutsch. Danach hat er uns aber verlassen. Nach Oberschlesien ging er und wollte angeblich dort den Polenkindern deutsch beibringen. Was nun? – Uns Schülern blieb nichts anderes übrig, als die Schule in Ostervesede zu besuchen. Alle waren böse darüber. Ein paar Kinder sind sogar in die Scheeßeler Schule gewechselt. Wie lange Zeit das so war, kann ich nicht mehr sagen, aber eine Lösung folgte. Zu uns kam der Deepener Lehrer, Herr Meinking, und brachte die Deepener Kinder, die nur wenige waren, mit zu uns. Das war eine gute Lösung mit dem wunderbaren Lehrer, den wir noch 3 Jahre hatten. Aber es konnte wohl nicht so bleiben. In der folgenden Zeit musste er sozusagen militärischen Dienst machen. Eine neue Lehrkraft musste her, und wir bekamen sie: halb aus Ostervesede (Lehrer Dreyer) und dazu halb aus Scheeßel (Lehrer Beuße). Die konnten uns dann mit ihrem Fahrrad besuchen, oder ob vielleicht der Herr aus Ostervesede ein Auto hatte? – Ich weiß es nicht.
Danach haben wir bis Ende 8. Schuljahr durchgehalten. Übrigens die Handarbeitslehrerin, die wir hatten, war Frau Bösch aus Ostervesede. Einmal die Woche 2 Stunden Nadelarbeit, so wie das hieß und im Anschluss daran machte sie mit uns Kindergottesdienst. Das hat auch gefallen und die Frau war nett.
Eines möchte ich noch erwähnen: bei meiner Konfirmation war unter den Glückwünschen einer von Lehrer Meinking. Dieser musste in in Scheeßel im Lazarett sein und hatte die Karte selbst bemalt und geschrieben.
Wenn ich mitunter unser schönes Schulgebäude sehe, was schon an die hundert Jahre alt ist, kommt ein Stück Heimt zu mir herüber. Die Schuluhr wird wohl nicht mehr dieselbe sein, die zu meiner Zeit uns mit ihrem hellen Klang begleitete. Man konnte sie weithin hören, wenn wir auf dem nahen Feld oder beim Hof am Arbeiten waren.
Es ist alles Vergangenheit geworden.