Hans Friedrich Wilhlem Boss
(Text aus dem Kalender 2014 vom Heimatverein Fintel)
7. November 1899 bis 24. Juni 1972 – Biografie –
Hans Boss wurde am 7. November 1899 in Altona (Altona Stadt im preußischen Regierungsbezirk Schleswig, heute Hamburg), Kleine Mühlenstraße 58 geboren. Seine Eltern waren Anton Friedrich Wilhelm Boss und Anna Caronlina Wilhelmina Boss, geb. Schaper.
Hans Boss war gelernter Technischer Zeichner und arbeitet bis Kriegsende auf der Werft Blohm & Voss in Hamburg. Er heiratet 1936 in Hamburg-Bramfeld.
Nach dem Krieg, 1945 verschlug es Hans Boss nach Fintel. Er wohnte bei dem Landwirt Fietjen Freiershaus in der Rotenburger Straße und einige Monate bei Johann Ruschmeyer vom Wohlsberg sowie beim Bauern Renken in der Masch. Er übernachtete in Scheunen der Bauern und malte für Kost, Logie und Schnaps ein Bild von Haus und Hof, als Geschenk zur Hochzeit, Silberhochzeit oder zu einem Jubiläum; Dorfansichten, Heidelandschaften, Tiere, Blumen, Schützenscheiben, Bilder nach Ansichtskarten gegen ein geringen Entgelt, man nennt es „Brotkunst“.
Das früheste von ihm signierte Bild, das uns bekannt ist, stammt aus dem Jahre 1945. Er malte es für zehn Eier und ein Schwarzbrot. Dies war die damalige Währung. Der Name Hans Boss ist den meisten Bürgern in Fintel, Ostervesede und im näheren Landkreis bekannt. Manch einer kannte ihn persönlich, mancher hat ein Bild von ihm zu Haus. Er wird als lebenslustiger Mensch beschrieben, der oft und gern an Feiern teilnahm.
Die Sensibilität seiner Malkunst widerspricht allerdings deutlich den umlaufenden Geschichten von erhöhtem Alkoholkonsum. Seit etwa 1948 bis zu seinem Tode wohnte er bei seiner Lebensgefährtin Selma Wegner auf dem Cohrs Hof in Ostervesede.
Die Geschlossenheit der Bilder, die Liebe zum Detail, das Streben nach Genauigkeit sind typisch für ihn. Aber eigentlich wollte er nur mit seiner Arbeit zufrieden sein, was er mit der Signatur bestätigt hat. Alles, was auf den Bildern zu sehen ist, kann man sofort erkennen und ist verständlich. Hans Boss malte nicht nur was er sah, sondern auch was er wusste oder erfuhr. So malte und ergänzte er Häuser, die nicht mehr oder nur noch zum Teil vorhanden waren.
Damals konnte er noch nicht ahnen, dass seine Bilder neben ihrem künstlerischen Wert auch malerische Dokumente niederdeutscher Bauernhöfe darstellen – teilweise von nicht mehr existierenden Gebäuden. An den Farben seiner Bilder kann man gut erkennen, zu welchen Jahreszeiten und in welcher Stimmung er malte.
Auf seinen Bildern liegt ein Zauber, die Sehnsucht nach der heilen Welt, nach Fröhlichkeit, Gemeinschaft, Frieden, Ruhe und Beschaulichkeit, vielleicht das, was er vermisste. Die Farben für seine Bilder hat Hans Boss sehr sensibel gemischt. Er spielte geradezu mit der Farbpalette. Schwarz hat er kaum benutzt, aber rot, blau, gelb und alle Zwischentöne und das mit atemberaubender Fantasie.
Er stellte die Farben selber aus den Rohstoffen Pigment, Öl, Balsamterpentin und Dammarharz her – die klassische Herstellung von Ölfarben, mühsam, aber sehr professionell. Er soll diese Grundlagen vom Drogisten Johann Andressen aus Lauenbrück geschenkt bekommen haben. Zu damaliger Zeit war es üblich, Grundstoffe zur Malerei in Drogerien zu erwerben. Hans Boss malte seine Bilder auf Sperrholz, Presspappe, Blechplatten, die er sich aus alten Munitionskisten geschnitten hatte sowie auf Leinwand, Häuserwände, Kistendeckel und Material aus alten Wohnungstüren.
Auf dem Friedhof in Ostervesede fand Hans Boss nach 73 Jahren seine letzte Ruhe.
Auch in Westervesede und Deepen war er aktiv. So hat er beispielsweise den Hauseingang bei Diers bemalt. Dieser wurde allerdings später mit weißer Farbe überstrichen.
Es finden sich jedoch zahlreiche Bilder im Privatbesitz von Westervesedern und Deepenern. Diese nachfolgenden Bilder konnten wir für diese beiden Orte ermitteln:
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