Ein Urgestein des Rates
Wilhelm Heins ist ein Urgestein der Scheeßeler Kommunalpolitik. Seit 1972 Jahren setzte sich der gebürtige Westerveseder für die Belange Bürger ein. Neben seiner Ratstätigkeit war Heins zehn Jahre als Schöffe am Amtsgericht und zehn Jahre als ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht Stade tätig. „Diese Zeit war sehr lehrreich“, meint Heins. In der langen Ratsarbeit und seiner Tätigkeit als Ortsbürgermeister von Westervesede (seit 1991) hat er zahlreiche Höhen und Tiefen erlebt und viele interessante Leute kennen gelernt. Zu den interessanten Persönlichkeiten gehören unter anderem Gerhard Schröder und Helmut Schmidt. „Das waren zwei Politiker, die man ernst nehmen musste“, sagte Heins rückblickend. Eine besondere Freundschaft verband den Ortsbürgermeister mit dem SPD-Mann Karl Ravens, der von 1974 bis –78 Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau gewesen ist. „Mehrfach hat er die Grillfeste in Westervesede und andere Veranstaltungen besucht. Einmal ist er sogar mit einem Hubschrauber direkt neben dem Grillplatz gelandet erinnert sich Heins.
Ebenfalls eine freundschaftliche Verbindung pflegt er mit den lettischen Orten Tukums (Partnerstadt Scheeßels) und Seme (Partnergemeinde Westervesedes). Zu seinem 70. Geburtstag kam jüngst extra eine sieben Mann starke Delegation aus Lettland angereist. „Darunter befanden sich zwei amtierende und ein ehemaliger Bürgermeister“, freut sich Heins.
Wie alles begann?
Mit 33 Jahren begann 1972 die kommunalpolitische Laufbahn des Poliers. Damals war sein Heimatort Westervesede noch eine selbstständige Gemeinde. „Freizeit und Sportanlage waren nicht ausreichend vorhanden“, erinnert sich Heins. Von einigen Bürgern erhielt der überzeugte Sozialdemokrat den Tipp: „Wenn du etwas verändern willst, musst du dich in den Gemeinderat wählen lassen“.
Gesellschaftliches Engagement wurde ihm schon in die Wiege gelegt. „Meine Mutter war sehr sozial eingestellt und hat mich auch so erzogen“, berichtet Heins. Der Schritt in die Politik wurde begleitet von vielen Gesprächen und Überlegungen. Die wichtigsten Fragen waren dabei, ob Ehefrau Erika ihr Einverständnis erklären würde und sich die politische Tätigkeit mit den beruflichen Verpflichtungen unter einem Hut vereinen ließe.
Seine Frau unterstützt ihn bis heute in seinem Engagement. Der Weg war vor gezeichnet: Heins trat in die SPD ein. 1972 wurde er mit dem zweitstärksten Stimmenergebnis in den Gemeinderat von Westervesede gewählt. Nach dem Urnengang erhielt Heins einen einprägsamen Tipp vorn Altbürgermeister Adolf Thies: „Du bist jetzt im Rat und meinst du bist der Klügste. Aber andere meinen, sie sind noch klüger. Richte deine Arbeit danach aus.“
1974 wurde Heins als Beisitzer in den Interimsrat von Scheeßel entsandt. Die Gebietsreform stand an. Der Interimsrat tagte neben dem regulären Scheeßeler Pat. Im Beeke – Ort musste entschieden werden, ob die Reise Richtung Einheits- oder Samtgemeinde gehen sollte. „Für den Fall, dass die Entscheidung pro Samtgemeinde ausfällt, sah ein Referentenentwurf vor, dass unter anderem Westervesede und Ostervesede eine Einheit bilden sollten“, erklärt Heins. Damit waren jedoch fast alle Ortschaften nicht einverstanden. Großer Ärger stand an.
Mit den Stimmen der SPD-Fraktion entschied sich der Scheeßeler Rat am 1. März 1974 für eine Einheitsgemeinde. Die angeschlossenen Ortschaften hatten keinen Einfluss auf das Ergebnis. „In dem Vertrag wurde damals festgelegt, dass Ortschaften mit mehr als 400 Einwohnern einen Ortsrat wählen können. Ausgenommen davon war der Kernort Scheeßel. Kleinere Ortschaften erhielten einen Ortsvorsteher.“, erinnert sich Heins. „Heute bin in nach wie vor der Meinung, dass die Einheitsgemeinde ein Erfolg für die Ortschaften war. Viele Dinge hätten wir in Westervesede sonst nicht realisieren können. Ich denke unter anderem an die Sportanlage, das Dorfgemeinschaftshaus, den Kindergarten und das Feuerwehrhaus.“ Zu einem seiner schönsten Erlebnisse zählt Heins die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“ im Jahre 1994. Damals gewann Westervesede den ersten Preis. „Das ganze Dorf hat an einem Strang gezogen“, so Heins. Ebenfalls zu den schönen Erlebnissen zählt er den Erweiterungsbau des Sporthauses in Westervesede. „Alles war in trocknen Tüchern. Die Grenzöffnung kam dazwischen. Alle Zuschüsse wurden damals gestrichen“, erklärt der Bürgermeister. Gemeinsam mit Harm Grobrügge machte er sich auf den Weg zum Amt für Agrarstruktur. 14 Tage später erteilte die Behörde eine Zuschusszusage.
Einen absoluten Tiefpunkt in seiner politischen Laufbahn markiert der Bruch mit der SPD 1996. „Es gab personelle Probleme innerhalb der SPD-Fraktion bei der Besetzung der Listenplätze“, erklärt Heins. Die Fronten waren verhärtet. Detlef Steppat sowie Heins durften nicht mehr für die Sozialdemokraten kandidieren. Im gleichen Jahr wurde die UFS gegründet. Bei der Kommunalwahl 2001 ergatterte die Gruppierung fünf Sitze im Scheeßeler Rat. 2006 schrumpfte die Anzahl auf zwei.
„Meiner Meinung nach haben wir in eine gute Politik gemacht. Das niederschmetternde Ergebnis ist für mich unverständlich“, klagt Heins. Für ihn hat sich das Klima im Gemeinderat negativ verändert: Früher wurde über Sachthemen heiß diskutiert und anschließend saßen alle Mandatsträger in einer gemütlichen Runde zusammen. Heute gehe jeder seine eigenen Weg. „Das finde ich persönlich nicht gut“, stellt Heins klar. Für ihn steht der Entschluss fest, 2011 nicht erneut fürs Lokalparlament kandidieren zu wollen. „Fast 40 Jahre sind genug.“, meinten Heins und seine Frau Erika.
(Quelle: Rotenburger Rundschau 29.12.2009 )
08.11.2011
„Jetzt sind Jüngere dran“
Westervesedes Ortsbürgermeister Willi Heins verabschiedet sich aus der Politik
Ein Urgestein zieht sich nach fast 40 jähriger kommuna-politischer Arbeit im Gemeinderat und Ortsrat, davon 20 Jahre als Ortsbürgermeister, zurück. „Das ist ein Schritt, der musste sein, Generationenwechsel ist angesagt“, erklärt Willi Heins aus Westervesede.
Nach 40 Jahren Lokalpolitik zieht sich Willi Heins in den Ruhestand zurück.
„Ganz ehrlich: Es fällt es mir nicht leicht. Denn in der Kommunalpolitik mitzuwirken, einzugreifen, etwas zu verändern, auch wenn es das eine oder andere Mal Nackenschläge gab, das war mein Anliegen.“ Willi Heins blieb immer auf dem Boden der Tatsachen, er hob nie ab. Er hatte Angebote, auf Kreis- und Bezirksebene „einzusteigen“, aber Heins wollte vor Ort bleiben. Er, der gelernte Maurer, der nach Abschluss der Lehre 17 Jahre auf Großbaustellen unterwegs war, wusste, worauf er sich in der Kommunalpolitik einließ und worauf es ankam: Für die Menschen in seinem Ort einzutreten. „Die politische Arbeit war mein Hobby, und ich helfe weiter mit, wenn ich gebraucht werde. Ganz besonders bin ich meiner Frau dankbar. Sie stärkte mir den Rücken.“
Alles begann 1970. Heins wollte Veränderungen, Verbesserungen für sein Dorf Westervesede. Beispielsweise wünschte er sich mit anderen Ortsbewohnern die Erweiterung des Grillplatzes am Sportplatz und den Bau eines Sportheims, aber der Gemeinderat wollte nicht so recht. Jakob Witte sprach ihn schließlich an — er sei der Richtige für den Gemeinderat. Nach langem Ringen und in Absprache mit der Familie stimmte er zu und wurde 1972 in den Gemeinderat gewählt. Als Scheeßel 1974 Einheitsgemeinde wurde, bekam Heins die Stimmen im Gemeinderat Scheeßel und im Ortsrat seines Heimatdorfes. 1991 bestimmten ihn die Westerveseder zum Ortsbürgermeister. Diese Position hatte er vier Wahlperioden lang inne.
Unter seiner Regie wurde vieles geschaffen, durchgeführt und positiv verändert. „Das konnte ich natürlich nicht allein schaffen, sondern gemeinsam mit dem Ortsrat und den Westervesedern“ sagte er. Westervesede nahm einige Male am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil und wurde 1998 sogar Kreissieger.
Der Anbau des Sporthauses war damals bereits genehmigt. Durch verschiedene Umstände wurden bis auf weiteres die Zuschüsse gestrichen, sehr zum Leidwesen des Ortsbürgermeisters. Er fuhr zum entsprechenden Amt und blieb solange, bis er wenigstens etwa 90 Prozent der Summe zugesagt bekam. Mit Blick auf seine Amtszeiten freut sich Heins, dass er vielen Menschen helfen konnte, auch als er noch ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht Stade und in den 70er Jahren Schöffe beim Amtsgericht Rotenburg war.
Willi Heins kümmerte sich außerdem auch um den Erhalt eines freundschaftlichen und partnerschaftlichen Kontaktes nach Tukums (Lettland) und Moldawien, wohin Hilfe und Hilfstransporte organisiert wurden. „Für dich läuft immer ein Huhn auf dem Hof“, so eine Bekannte, deren Familie er unterstützt. Viele persönliche Kontakte entstanden, und man lud sich auch privat ein. In den nächsten Tagen fährt Heins mit seiner Frau nach Lettland, denn er bekam von Freunden eine Einladung. Mit dem Auto will er die Strecke bewältigen, um alles richtig auszukosten. Was er dann macht? „gesundheitlich geht es mir so einigermaßen“, meint Heins. „Ich werde mich viel aufs Fahrrad schwingen und alles mit Ruhe betrachten. Einmischen will ich mich in die Ortspolitik aber nicht. Jetzt sind die Jüngeren dran, aber wenn mein Rat gebraucht wird, helfe ich. Dorfangelegenheiten gehen alle an“.
Nachruf
Wir gedenken unserem Gründungsmitglied
Wilhelm (Willy) Heins,
der am 21. Juli 2018 verstarb.
Er war seinem Heimatort Westervesede sehr verbunden und engagierte sich in
vereins- und lokalpolitischer Weise. Somit war es für ihn selbstverständlich,
auch unseren Verein VEESbook e. V. mit aus der Taufe zu heben.
Die Spuren, die Willy in Westervesede hinterlassen hat,
findet man nicht nur auf unserer Internetseite.
Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.