10.08.1955
Hinners Haus hat Jubiläum
Quelle: Kreiszeitung ts. Wer von Scheeßel kommend durch Westervesede geht, erblickt vor der Gastwirtschaft Grobrügge ein Strohgedecktes niedersächsisches Fachwerkhaus, dem man es nicht ansieht, daß es in diesem Jahre seinen 100. Geburtstag begeht.
Ein alter Freund der Heimatzeitung weiß aus Erzählungen seiner Vorfahren noch folgendes über den Bau dieses Hauses im Jahre 1855 zu berichten.
In den Fachwerkhäusern unserer niedersächsischen Dörfer wurde viel Holz verarbeitet, und zwar in erster Linie Eichenholz, aber auch Kiefern- und Fichtenholz. Eichenholz hatte man damals – im Gegensatz zu heute – genug im Westerveseder Wald. Kiefern und Fichten aber mußten aus dem Lüneburgischen geholt werden.
Sämtliche Bauern des Dorfes machten sich mit ihren Gespannen dahin auf den Weg. Dafür war auch das ganze Dorf beim Richtfest dabei, und da jeder Mann Hammer und Bohrer mitbrachte, ging das Richten und Anbringen des gesamten Dachstuhles mit außerordentlicher Schnelligkeit vor sich.
Die Steine für die Fächer wurden von Eckewurts Möhm gebacken. Sie bekam dafür ein einjähriges Rind, das damals einen Wert von fünf Talern hatte. Die Zimmerleute erhielten insgesamt acht Taler, die Maurer sieben Taler.
Hinners verkauften einen Ochsen, der 16 Taler einbrachte, so daß sie beim Bau noch einen Taler über hatten. Das waren doch noch goldige Zeiten.