Die Geschichte unseres Dorfes
aus: » Westervesede stellt sich vor« ( 1986)
Wie Bodenfunde bezeugen, liegt die Ortschaft Westervesede auf einem uralten Siedlungsgebiet. So stammt z.B. das durch Kultivierungsarbeiten zerstörte Hünengräberfeld im „Twervie“ und beim „Kleinen Loh“ aus der Zeit etwa 2500 bis 1500 v. Chr. Auch das etwa 1850 beim Anlegen eines Weges zwischen Westervesede und der Mühle zutage gekommene Urnenfeld – es sollen Hunderte von Urnen gewesen sein – deutet auf eine Ansiedlung vor bzw. kurz nach Chr. hin. Daraus lässt sich aber nicht eindeutig schließen, dass dies auch die Gründung des Ortes Westervesede war. Aufgrund der zunehmenden Zentralisierung von Wohnstäütten dürfte die eigentliche Dorfgründung erst in den ersten Jahrhunderten n. Chr. erfolgt sein. Genauere Jahreszahlen gibt es hierfür jedoch nicht.
Die erste namentliche Erwähnung des Ortes Westervesede erfolgte in der ältesten Verdener Bischoffsurkunde aus dem Jahre 1082. Obwohl von dem vermeintlichen Namen Westervesede nur Bruchstücke vorliegen, dürfte der Ort Westervesede gemeint sein.
In einer Verdener Urkunde von 1219 wird dann später ein Conradi de Vesethe bzw. 1226 ein Conradi de Vesede und 1267 ein Hermannus de Vesede erwähnt. Bei den vorgenannten handelt es sich wahrscheinlich um Dienstmannen, die durch die Verdener Bischöffe mit der Bewachung der Burg in Rotenburg beauftragt wurden, denn dort hatten die Verdener Bischöffe zu Beginn des 13. Jahrhunderts ihren Sitz genommen. Die Dienstmann wurden auf Bauernhöfen in der näheren Umgebung angesiedelt. Dabei ist anzunehmen, dass sie einen Hof des Bischoff zu Lehen gehabt haben. Wie damals üblich, haben sie sich danach mit ihrem Vornamen und dem Zusatz „von Vesede“ benannt. Das Geschlecht scheint jedoch um 1300 ausgestorben zu sein.
Der Ort „Vesede“ war vermutlich ursprünglich eine Einheit, die sich jedoch im 13./14. Jahrhundert in zwei Teile auseinander entwickelte und in Westervesede und Ostervesede zerfiel. Erstmalig tauchen die Bezeichnungen Westeruesede und Osteruesede in einem Güterverzeichnis der Verdener Kirche um 1320 auf.
Der Ortsname „Vesede“ ist nicht eindeutig zu erklären. Dem Grundwort „sede“ gibt die Ortsnamenforschung die Deutung „Siedlung“. Das Bestimmungswort „ve“ kann sinngemäß nicht mit dem mittelniederdeutschen „Ve“ = Vieh, sondern vielmehr mit dem sehr häufigen Flurnamen „vi“ = Niederung, Bruch zusammenhängen.
Die ursprüngliche Anlage des Dorfes lässt erkennen, dass sich die ersten 11 Höfe planmäßig am Bach entlang angesiedelt haben. Jeder Hofplatz hatte seine bestimmte Breite, so dass die Häuser weit voneinander entfernt lagen. Hinter dem Haus befand sich etwas Gartenland, dann folgten der „Wischhof“ und das fließende Wasser. Vor den Häusern führte die Straße entlang und auf der anderen Seite der Straße befand sich auf dem leicht ansteigenden Gelände das trockene Land, die Ackerflur.
Die alte Hofstelle Nr. 42 – Röthen
An Gebäuden waren meist das Haus, ein Torfschuppen und ein Wagenschuppen sowie ein Backofen hinter dem Haus vorhanden. Bei dem Haus handelte es sich um ein Fachwerkhaus mit reetgedecktem Dach. Durch die gro0e Dielentür gelangte man in den Vorderteil, wo das Vieh untergebracht war. Am Ende der Diele schloss sich das Flett an, wo gekocht und gegessen wurde. Hier saßen auch die Frauen, wenn sie beim Spinnen der Wolle oder des Hanf- und Flachsgarnes waren. Da man am Abend auf den Schein des Feuers oder der Lampen angewiesen war, spielte sich hier der größte Teil des häuslichen Geschehens ab.
Die erste Nachricht über Besitzverhältnisse liegt von 1550 vor. Bereits im 15. Jahrhundert versuchte man, die Wirtschaftform zu verbessern, Es wurde darauf geachtet, dass Holzungen nicht verschlagen wurden. Alle Abholzungen waren genehmigungspflichtig; und Aufforstungen wurden verpflichtend.
Eine einschneidende Maßnahme war jedoch die „Neugestaltung der Höfe“. In Westervesede wurden die meisten Höfe in zwei Halbhöfe aufgeteilt. Nur die Höfe von Ziems, Bahls und Geels wurden davon ausgenommen; sie blieben weiterhin Vollhöfe. So ergab es sich, dass sich die Zahl de Höfe von ursprünglich eif durch die Teilung im 16./17. Jahrhundert auf 19 erhöhte. Danach gab es in Westervesede noch 3 Vollhöfe, 14 Halbhöfe und 2 Pflugkötner.
… (Es folgt eine Auflistung der Höfe mit Namen. –> siehe auch Häuser und Höfe) …
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der größte Teil der Flächen der Gemarkung Westervesede von allen Bauern gemeinsam bewirtschaftet, und zwar galt dies für die Wiesen, Heide, Moor und den Bruch, aber auch für die Wälder, in denen die Scheine gehütet wurden, da dort reichlich Eicheln zur Mast zu finden waren. Lediglich die Ackerflächen, der Wischhof und die Hoffläche waren im Besitz der einzelnen Bauern.
Eine entscheidende Veränderung brachte erst die Verkoppelung (heute mit der Flurbereinigung vergleichbar) mit sich. Für Westervesede wurde hierzu der Antrag am 16. November 1843 gestllt, woraufhin die gesamten privaten und gemeinschaftlich genutzten Grundstücke an Acker, Wiesen, Weide, Heide und Moor geteilt und verkoppelt wurden. Ausgenommen war nur das Gemeindeholz, das heute noch als Interessenforst im Gemeinbesitz der 19 ältesten Bauernstellen ist. Um bei der Neuverteilung gerecht verfahren zu können, wurden die Flächen in Güteklassen eingeteilt. Dazu wurde als Maßstab die „Kuhweide“ festgesetzt, und zwar war dies die Fläche, „auf der eine Kuh dauernd satt werden konnte“. Je schlechter daher das Land war, desto größer war die Fläche.
Erst durch die Verkoppelung und die Ablösung der Meiergefälle erhielt der Hofbesitzer das uneingeschränkte Verfügungsrecht über seinen Hof zugebilligt, was auch als gesetzliche Regelung in der „Höfeordnung von 1874“ festgelegt wurde. Erst jetzt konnte verwirklicht werden, was hunderte von Jahren nicht möglich war: die Ansiedlung neuer Hofstellen. Solange der Gemeinbesitz allen gehörte, war niemand bereit, davon etwas abzugeben. Jetztkonnte jeder Bauer frei über seinen Besitz verfügen und Brüdern, Söhnen oder anderen Verwandten die Möglichkeit zur Hofgründung geben oder Land verkaufen. Waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch nur 19 Hofstellen vorhanden, so gab es 1880 bereits 64 Gehöfte mit Viehhaltung.
Die Verkoppelung hatte aber auch mit sich gebracht, dass jeder nach seinem Gefallen roden, pflügen und ernten konnte und die Flächen somit auch intensiver und rationeller bewirtschaftet werden konnten.
Für die Ansiedlung weiterer Höfe, war es notwendig, Moor- und Heideflächen zu kultivieren. Diese wurden mit großen Mühen umgebrochen, entwässert und besät. So verringerte sich die Heidefläche in der Gemarkung Westervesede mit jedem Jahrzehnt. Heute sind hier kaum noch Heideflächen vorhanden. Moorflächen gibt es auch heute noch auf dem „Grevelsmoor“, wo noch bis Anfang der 1960er Jahre Torf gestochen wurde. Dieser Torf diente zu allen Zeiten für Heizzwecke und war für die Einwohner des Ortes gerade zu Kriegszeiten und in den Jahren danach besonders wertvoll, , denn die damals zugeteilten Raionen an Heizmaterial reichten in den strengen Wintern nicht aus. Der im „Wittmoor“ gewonnene bot da eine gute Reserve.
Doch nicht für jeden Bewohne des Ortes bestand im 19. Jahrhundert die Möglichkeit, in der Landwirtschaft zu arbeiten und Geld zu verdienen, und auch im Bauhandwerk war die Zahl der Arbeitsplätze begrenzt. Gerade auch für kleine Höfe war es schwierig, über die Runden zu kommen, und so versuchten einige Männer aus Westervesede das schmale Brot, das der karge Heideboden zu damaliger Zeit hergab , durch Gelegenheitsarbeit (Saisonarbeit) etwas aufzubessern.
Im Sommer zur Heuerntezeit wurde dann die Sense mit Zubehör eingepackt, ein Stück Brot und Speck in den Rucksack getan und über Bremen in Richtung Holland marschiert. Im Raume Dockum, Groningen und Westfriesland wurde für die dorigen Bauern, die wohl bereits eine andere Wirtschaftart kannten, Gras gemäht. Es war eine harte Arbeit, die schon einige Fähigkeiten erforderte.
Aus glaubhafter Überlieferung wird gesagt, dass einige Männer auf dem Hinweg in Bremen in einem Kaufhaus einen Beutel Reis (10-20 kg) kauften und diesen an die Familien zurückschickten. Dieser Reis soll dann auf dem Rückweg von dem verdienten Geld bezahlt worden sein. Leider ist nicht überliefert, wie die Unterbringung und die Arbeitsverhältnisse in Holland waren.
Hollandgänger
So ist es aus der Zeit unserer Urgroßeltern überliefert, aber die Empfindungen der damaligen Menschen, die sich mit einer heute unvorstellbaren Armut abquälen mussten, können wohl nicht wiedergegeben werden.
Eine entscheidende Änderung für Westervesede schien sich anzubahnen, als es im Jahre 1870/71 um die Planung der Eisenbahnstrecke Bremen – Hamburg ging. Diese sollte nämlich aus der Richtung Süden über Rotenburg, Veerse, Westervesede, Ostervesede und Fintel nach Hamburg führen. Dies hätte für Westervesede und die verkehrsmäßige Anbindung an die beiden Großstädte dargestellt, und wäre die Grundlage für industrielle und gewerbliche Ansiedlung gewesen. Wie es in der Überlieferung heißt, sollen bereits die Schneisen für die Bahnstrecke geschlagen gewesen sein, und auch die Steine für den Bau eines Bahnhofes waren bereits gekauft, als die Streckenführung auf Wirken des Grafen Hans-Ludwig Adolf von Bothmer aus Lauenbrück noch einmal hin zur jetzigen Linie geändert wurde. Die gekauften Steine sollen dann später für den Bau der Schmiede Riepshoff verwandt worden sein.
So blieb es denn auch in Westervesede bei der durch und durch landwirtschaftlichen Struktur. was aber auch Gutes mit sich brachte, denn so blieben die örtlichen Gegebenheiten, die Sitten und Gebräuche erhalten.
Bis etwa 1910 wurden z.B. noch die alten Scheeßeler Trachten getragen. Erst nach und nach löste man sich davon; ältere Leute haben diese zum Teil sogar noch bis in die dreißiger Jahre hinein getragen.
Die Frauen trugen als sonntägliche Tracht aus grünem Woll- und Tuchstoff gefertigte Röcken und Jacken, dazu schwarze Schürzen und buntgemusterte Samtgürtel mit einem zweiteiligen Gürtelschloss. Den Kopf bedeckte eine mit weißer oder bunter Seidenstickerei und herabfallenden Bändern verzierte Haube, die jedoch nur über den Hinterkopf reichte.
Nur bei der Hochzeit und zum Abendmahl wurde anstelle der schwarzen Teile eine weiße Schürze und Haube sowie ein weißes Schultertuch getragen.
Die Sonntagstracht der Männer bestand aus kurzen Hosen aus Leinen oder Tuch, einer Weste und einer Jacke, die jeweils mit zwei Reihen silberner Knöpfe versehen waren. Außerdem gehörte ein buntseidenes Halstuch und ein hoher Zylinderhut (in unserer Gegend auch als Winkelmann bezeichnet) dazu.
Ein besonderes Ereignis in unserem Ort waren von jeher die Verlobungs- und Hochzeitsfeiern, Die Verlobung (»de Löff«) wurde traditionell im Hause der Brauteltern gefeiert. Dazu wurden fast alle Dorfbewohner eingeladen. Man hatte ja schließlich Platz genug auf der Diele, so dass es auf einen mehr oder weniger auch nicht ankam. So kam es denn auch, dass die Verlobung oftmals zu einem richtigen Dorffest wurde, wobei der Brautvater die Zeche zu zahlen hatte.
Wenn dann der Hochzeitstermin herannahte, meistens eine Woche vorher, machte sich auch der »Köstenbidder« auf den Weg. Es wurde der Hut mit bunten Blumen und der Handstock mit bunten Bändern geschmückt, und so ging der Köstenbidder meistens war es ein Bruder von Braut oder Bräutigam – von Haus zu Haus, kündigte mit seinem Spruch die anstehende Hochzeit an und Lud die Leute des Hauses zu diesem Fest ein. Als Dank für die Einladung bekam der Köstenbidder zu trinken und ein wenig Geld mit auf den Weg. Die Tradition des Köstenbidders gehört aber nicht der Vergangenheit an, sondern wird auch heute noch in gleicher Weise fortgeführt.
Am Tage vor der Hochzeit wurde dann der „Kistenwagen“ gefahren. Dies bedeutete, dass die Aussteuer der Braut, die diese vom elterlichen Hof erhielt, zum Bräutigamshaus gefahren wurde. Dazu gehörte ein gefüllter Kleider- und Linnenschrank, vollständige Ehebetten, Teller, Spinnsachen usw., wie auch eine Kuh „nächst der besten“. Auffalend ist, wie oft und genau in Hofchroniken und auch in der Scheeßeler Chronik von Hinrich Meyer der Brautschaft beschrieben ist. Dies läßt die Annahme zu, dass in dem Umfang des Brautschatzes auch die Größe des Hofes des Bautvaters gemwessen wurde, bzw. der Hof nach dem Umfang des Brautschatzes beurteilt wurde.
Ebenfalls noch vor der Hochzeit galt es, die „Ehestiftung“ zu errichten, in der aufgeführt war, was die Brautleute jeweils mit in die Ehe gebracht hatten und was geschehen würde, wenn einer der beieden Eheleute versterben würde. Es wurde als ein Ehevertrag geschlossen.
Am Hochzeitstage dann begleiteten nur wenige Angehörige die Brautleute zur Kirche. Das gesamt restliche Brautvolk erwartete das junge Paar beim Hochzeitshaus, wo die Gäste bereits mit reichlich Getränken versorgt waren, so dass diese oft schon ordentliche in Stimmung waren, wenn das Brautpaar mit der Kutsche angefahren kam. Wichtig war, dass die Braut das Hochzeitshaus durch die große Dielentür betrat, wo das Essen bereits hergerichtet war. Nach dem Essen begann der Tanz; und hatten die Gäste keine Lust mehr zum Tanzen, so gingen sie durchs Dorf. In allen Häusern gab es für die Männer Zigarren und Korn und für die Frauen Kaffee und Kuchen. So wanderte man von Haus zu Haus und längst nicht jeder kam wieder beim Hochzeitshause an.
So fand das familiäre und das dörfliche Geschehen fast ausschließlich auf den Höfen statt, allein schon um möglichst kurze Verkehrsstrecken zu haben, da man damals ja noch keine motorisierten Verkehrsmittel kannte und auch die Wege nur Sandwege oder bestenfalls mit Feldsteinen gepflasterte Straßen waren.
Ein Stück „Industrie“ brachte der Schmiedemeister Heinrich Riepshoff aus Sittensen Ende des 19. Jahrhunderts in unseren Ort. Da es damals keine Schmiede in Westervesede und Umgebung gab, witterte er hier eine Marktlücke, kaufte sich im Jahre 1889 ein Stück Land und erbaute im Jahr darauf eine Schmiede und gleich nebenan eine Zimmerei mit Sägegatter. Zusammen mit dem Tischlermeister Johann Kröger, der sich eine Werkstatt über der Schmiede eingerichtet hatte, wurden von nun an landwirtschaftliche Maschinen aller Art, in der Hauptsache aber Göpel und Dreschmaschinen gebaut.
Nach einem Brand am 14. Januar 1925 wurde das inzwischen zu einer Maschinenfabrik angewachsene Unternehmen wieder aufgebaut, so wie das Gebäude heute noch zu sehen ist. Da mit der Zeit immer weniger Holzteile an den Maschinen verwandt wurden, stieg Johann Kröger aus dem Unternehmen aus. Nach dem Tode des Heinrich Riepshoff am 4. Januar 1936 sollte der einzige Sohn Heinrich Riepshoff die Fabrik weiterführen. Als dieser jedoch im zweiten Weltkrieg fiel, war damit das Ende der Maschinenfabrik Riepshoff & Kröger gekommen, das sich weit über die Grenzen des Ortes und des Kirchspiels einen Namen gemacht hatte.
Doch nicht nur in dieser Familie hinterließ der Krieg schwere Wunden. Aus fast jeder Familie des Ortes starben Angehörige in einem der beiden Weltkriege oder wurden vermisst. So kamen von 71 Teilnehmern des 1. Weltkrieges 23 Männer nicht wieder zurück. Im zweiten Weltkrieg waren es sogar 39, die gefallen und vermisst waren.
Ihnen allen zum Gedenken, in der Hoffnung, dass es nie wieder Krieg geben möge, sondern es vielmehr zu einer Verständigung und einem dauerhaften Frieden zwischen den Völkern kommen werde, wurde neben dem Friedhof ein Ehrenmal errichtet, wo die in 46 Felsbrocken eingekerbten Namen der Gefallenen und Vermissten an die Kriegszeiten erinnern.
Die Jahre nach dem Krieg brachten den Einwohnern unseres Ortes schwere Zeiten: viele Frauen, deren Männer nicht zurückgekommen warem, mussten die Betriebe allein bewirtschaften und waren auf sich getellt. Auch gab es in den Jahren 1947 bis 1960 sehr viele Brände in Westervesede, wodurch insgesamt 16 Gehöfte beschädigt wurden. Durch die Rohstoffknappheit, gestaltete sich ein Wiederaufbau zwar immer sehr schwierig, wurde aber doch unter anderem mit Hilfe der Dachverbände möglich. Bei aller Not in der Nachkriegszeit zeigen die Zahlen über landwirtschaftliche Anbauflächen (1930 – 1950), dass der wirtschaftliche Aufschwung nicht an Westervesede vorbei ging.
Westervesede war aber auch ein Ziel vieler Menschen, die aus den östlichen Gebieten vertrieben wurden. Sie fanden hier Unterkunft und Verpflegung und konnten auf den Bauernhöfen mitarbeiten, ehe sie z.B. zu anderen Familienangehörigen zogen oder eine andere Arbeitsstelle und dort hinzogen. Doch für viele der Vertriebenen wurde unser Ort auch zu einem zweiten Zuhause.
So gab es in Westervesede über Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch immer ein Auf und Ab, und oft genug war die Hoffnung schon aufgegeben, dass es wieder aufwärts gehen würde. Doch zu allen Zeiten hat man es verstanden, den Zusammenhalt und die Dorfgemeinschaft zu bewahren, so wie es heute noch der Fall ist.
Ingrid Bahrenburg
Dem Aufsatz von Ingrid Bahrenburg wurden folgende Fotos hinzugefügt:
Hollandgänger, Scheeßeler Sonntagstracht, Scheeßeler Hochzeitstracht
Ehevertrag
(Für eine größere Ansicht bitte hier klicken.)
In der nebenstehenden Karte sind die ursprünglichen 19 Höfe besonders (gelb) gekennzeichnet. Sie geben den Stand von vor 1860 wieder. Die nach der Verkoppelung gegründeten neuen Hofstellen (rot markiert) zeigen, wie das Dorf expandierte.