Schulgeschichte – Deepen
geschrieben 1987 von Anna Backhausen
Bis zum Jahre 1835 mußten die Kinder von Deepen jeden Tag einen Dreiviertel Stunden Fußmarsch bewältigen, um nach Ostervesede zum Schulunterricht zu kommen. Ob Schnee und Eis und schlechtem Wetter immer regelmäßig zum Unterricht kamen?
Dann wurde in Deepen eine eigene Schule eingerichtet. In Klein-Deepen wurde ein Zimmer gemietet, das als Unterrichtsraum und von dem Lehrer als Wohnung genutzt wurde. Als Lehrer kamen Präparanden, Junglehrer, die noch unverheiratet waren und durch den „Reihetisch“ von den Dorfbewohnern verpflegt wurde. Ein Gehalt wurde nach Übereinkunft zwischen Gemeinde und Lehrer bezahlt und war sicher sehr gering. Es waren auch nicht viele Kinder zu unterrichten, da das Dorf nur wenige Häuser hatte, so waren es im Jahre 1692 13 Kinder die in der kleinen Schule 8 Klassen durchliefen. Die Ausstattung des Unterrichtsraumes war kärglich Schul-tische, Landkarten, Globus und Lesekasten wurden erst nach 1884 angeschafft. Bis.1898.war das Schulzimmer in Tampen-Haus untergebracht, dann wurde bei Meyer Nr.1 ein Zimmer für jährlich 36.- Mark angemietet und für den Lehrer bei Riebesehl Nr. 2 für den gleichen Betrag ein Zimmer für den jeweiligen Lehrer. Die Lehrer wechselten sehr oft, denn die Junglehrer wollten heiraten und in Deepen war dafür keine Wohnmöglichkeit.
Als 1903 die Lehrerstelle wieder unbesetzt war und die Kinder wieder nach Ostervesede zum Unterricht marschieren sollten, zumal zu diesem Zeitpunkt nur 7 Kinder unterrichtet wurden, beschloß die Gemeinde, eine eigene Schule mit Lehrerwohnung zu bauen. Über den Standort der Schule konnte man sich nicht recht einigen, die Groß-Deepener wollten sie auf dem Eckplatz Landstraße – Weg nach Riep-Lünzen haben, die Klein-Deepener näher zu ihren Wohnhäusern hin. Pastor Willenbrock aus Scheeßel hat sich darum gekümmert und ausgemessen, jeweils 500 Schritte von Klein-Deepen und von Groß-Deepen und in der Mitte sollte das neue Gebäude errichtet werden. Es war auch ein schöner Platz bei den Fuhren. Zur Lehrerstelle gehörten 110 Morgen Land, das die Gemeinde verpachtete. Im Winter wurden 32 Unterrichtsstunden erteilt und im Sommer, wenn die Kinder zu Hüte- und Feldarbeiten gebraucht wurden, nur 20 Stunden. Eine Beihilfe zum Schulhausneubau wurde der Gemeinde nicht gewährt, die Sparkasse in Scheeßel gab aber ein Darlehen in Höhe von 7 000.- Mark bei 2 % Zinsen und 5 % Amortisation. Auch spätere Eingaben um Unterstützung des Schulhausbaus wurde von der Regierung abgelehnt, weil die Mittel schon an andere Schulen verteilt worden waren. Hätte man in Deepen 10 Jahre früher mit dem Bau begonnen, hätte man eher damit rechnen können, staatliche Beihilfe zubekommen, aber damals hatte der Schulvorsteher Bedenken gehabt, man könne keine Steine aus Westerholt heranschaffen, weil noch keine ordentliche Straße von Deepen nach Westervesede und Scheeßel vorhanden war. Im Winter 1903/04 wurden dann in Gemeinschaftsarbeit die Steine von Westerholt herangeschafft und im Frühjahr 1904 kam der Maurermeister Leuenroth aus Ostervesede mit 2 – 3 Maurern und der Bau kam langsam aber stetig voran. Bis zum Herbst 1904 war die Schule und die Lehrerwohnung bezugsfertig, es fehlte allerdings ein Abort, weil man meinte, das sei für so eine kleine Schule gar nicht notwendig. Von der Regierung wurde aber die Auflage gemacht, daß ein Abort erstellt werden müsse, was dann nachträglich auch getan wurde. Am 18.Oktober 1904 wurde die Schule feierlich eingeweiht und ab 1. April 1905 kam Lehrer Eggers nach Deepen. Der „Reihetisch“ war inzwischen abgeschafft worden, die Lehrer hatten oft gewechselt, so werden folgende Namen von Lehrern aufgeführt:
Mahnken, Versemann. Köhnken, Hoops, Gödecke, Postet, Gödecke, Ruschmeyer und Brauel. Lehrer Kirschner war bis 1899 in Deepen und wurde dann an die Volksschule Westervesede versetzt, ihm folgte Lehrer Röhrs, der 1902 nach Hemslingen versetzt wurde. Ihm folgte Lehrer Bolte, der allerdings aus Gesundheits-gründen 1½ Jahr keinen Unterricht erteilen konnte, weshalb die Kinder nach Westervesede mussten wo sie von Lehrer Kirschner unterrichtet wurden. Bis 1909 war Lehrer Dittmer in Deepen, er verstarb und die Unterrichtsstunden wurden vertretungsweise von Lehrer Dreyer, Ostervesede erteilt. Lehrer Eggers war längere Zeit an der Schule in Deepen, er fiel 1916 in Flandern. Die Schülerzahlen schwankten zwischen 15 – 20 Kindern.
Am 21. Januar 1919 übernahm Lehrer Feinde die Schulstelle in Deepen und leitete diese bis zu seiner Augenerkrankung 1932. In dieser Zeit wurde das Schulland durch den Kreis verkauft, es war erst vorgesehen, Siedlungsstellen einzurichten, es fanden sich aber keine Siedler dazu. Die kleineren Betriebe waren daran interessiert, das Land zu erwerben, um ihre Betriebe aufzustocken und rentabler zu machen, aber diesen Plänen stimmte der Landrat nicht zu, das Land lag weiter brach. Später hat man dem Bauer Riebesehl Nr. 2 180 Morgen Land zum Preis von 5o.- Mark je Morgen abgekauft, was praktisch einer Enteignung gleichkam, und hat drei Siedlungsstellen zu je. 60 Morgen eingerichtet.
Durch den Zuzug von Siedlern erhöhte sich die Einwohnerzahl und es waren zeitweise Kinder im kleinen Schulraum, das war sehr eng. Der Unterricht hat aber darunter nicht gelitten, es wurde eine gute Ausbildung vermittelt. Briefe von alten Deepenern, die noch im letzten Jahrhundert die kleine Schule besuchten, zeigen ein einwandfreies Deutsch, wie es heute kaum noch vermittelt wird, auch Rechnen war für den praktischen Lebensbedarf ausreichend und gut, Als 1911 eine große Hitze herrschte, wurde für die oberen Stufen nur in der Morgenfrühe Unterricht erteilt, die ersten Klassen brauchten gar nicht in die Schule. Auch die Erwachsenen machten die notwendigen Arbeiten morgens vor der großen Hitze und am späten Abend, weil bei der heißen Sonne alle erschlafft waren. Die Feiern und Gedenktage wurden auch in der kleinen Schule würdig begangen. Bei den üblichen Weihnachtsfeiern wurde ein Krippenspiel aufgeführt, jedes Kind mußte ein Gedicht lernen und aufsagen und das ganze Dorf war zu dieser Feier versammelt. Der Weihnachtsmann erschien und die Kinder bekamen bunte Tüten mit Leckereien, Lehrer Feindt mußte wegen einem Augenleiden immer wieder in Behandlung und die Kinder wurden vertretungsweise von anderen Lehrern unterrichtet. 1936 kam Lehrer Meinking„nach Deepen und in dieser Zeit wurde ein Schulgarten von 150 qm angelegt und von den Kindern bearbeitet. 1937/38 waren 5 Knaben und 8 Mädchen unterrichtet worden. Lehrer Meinking wurde 1937 zum Wehrdienst einberufen und wieder wurden die Kinder von Lehrern aus anderen Dörfern unterrichtet, zeitweise fuhren die Kinder, die nun fast alle Fahrräder hatten, nach Ostervesede zu Lehrer Dreyer in die Schule. Ende 1940 konnte Lehrer Meinking wieder in den Schulunterricht zurückkehren und zwar nach Westervesede, wohin dann die Deepener Kinder auch täglich fuhren. Es waren 1939/40 nur noch 3 Knaben und 4 Mädchen im Dorf. Die Schulbücherei bestand zu dieser Zeit aus 259 Bänden, die von den Kindern eifrig ausgeliehen und gelesen wurden. Handarbeitsuntericht erteilte Frau Erna Behrens, Deepen. Der strenge Winter 1941/42 mit sehr viel Schnee und hohen Schneeverwehungen erschwerte den Kindern oft den Weg nach Wester-vesede zur Schule. Im Verlaufe des Krieges verspürte man auch hier.die Auswirkungen des Luftkrieges, die Eltern waren froh, wenn die Kinder wieder glücklich zu Haus waren. Von Oktober 1944 bis Februar 1945 war dadurch auch viel Unterrichtsausfall und ab Februar 1945 wurde die Schule ganz geschlossen. Das Ende des 2.Weltkrieges am 8.Mai 1945 brachte für das Dorf und alle Bewohner sehr große Veränderungen.
Beim Einrücken der Engländer waren in Klein-Deepen die meisten Häuser in Brand geschossen worden und die Bewohner mußten sich notdürftig einrichten. Dazu kamen Flüchtlinge aus dem Osten, auch die Schule war für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt worden. Lehrer Meinking konnte erst 5 Monate nach Kriegsende in Westervesede den Unterricht wieder aufnehmen und als dann auch die Schule in Deepen wieder frei war, wurden die Deepener Kinder wieder in der Schule in Deepen unterrichtet. Ab 4.Januar 1946 war wieder voller Unterricht in Deepen – sehr zu Freude der Kinder und der Eltern.15 Kinder, davon 5 Kinder aus den Ostgebieten besuchten den Unterricht. Erst im Mai 1947 konnten die zerschossenen Fensterscheiben im Schulgebäude alle erneuert werden und das war gut, denn der Winter 1947 war außerordentlich kalt und die Schule konnte nur geheizt werden, weil alle Einwohner Torf brachten. Schwierig war es auch genügend Unterrichtsmaterial und vor allem Schreibhefte zu bekommen, es war noch alles sehr streng rationiert. Nach der Währungsreform 1948 besserte sich das aber langsam.
1954 feierte die ganze Dorfgemeinschaft auf der Diele bei Bauer Riebesehl das 50-jährige Bestehen der Schule mit Musik und Tanz. Da dachte noch kein Mensch daran, daß schon 4 Jahre später in Deepen eine ganz neue Schule erbaut würde. Aber das Wunder geschah, es entstand ein Bau, wie man ihn sich für ein Dorfschulhaus gar nicht vorstellen konnte. Der Klassenraum war mehr als doppelt so groß wie in der alten Schule und ein Gruppenraum war fast so groß wie der Schulraum. Richtfest war am 25.Oktober 1958 bei allerschönstem Sonnenschein Der Richtkranz wurde um den Neubau getragen und dann wurde gesungen Großer Gott wir loben Dich. Ein Mädchen sprach das Gedicht: „Das neue Haus ist aufgerichtet“ Die Mittelstufe sang, „Es klinge der Hammer“ Die Unterstufe machte ihre Sache gut mit dem Lied „Wer will fleißige Handwerker sehen ..11 Maurer und Zimmerleute hielten Ansprachen und der Gesang „Nun danket alle Gott“ beendete die schöne Feier. Es folgte ein gemeinsames Essen bei Meyer Nr. 1. Nachzutragen ist, daß ab 7.November 1949 Lehrer Backhausen die Schule in Deepen leitete.
Ganz einfach war der Schulneubau nicht, erst wollte man an das alte Schulgebäude einen Klassenraum anbauen, doch das wäre Flickwerk gewesen. Die ganze Gemeinde war dafür einen Neubau zu errichten, der länger als 50 Jahre Bestand haben sollte. Wer konnte da auch ahnen, daß schon 1966 im Schulwesen große Veränderungen anstanden. Die Schule in Deepen wurde ganz geschlossen, die Kinder mit Bussen nach Hemslingen gefahren. In Scheeßel entstand ein großer Neubau, der als Mittelpunktschule die Kinder der Einheitsgemeinde Scheeßel alle aufnahm. Die Schule in Deepen hat also aufgehört zu bestehen. Die Kinder werden mit Bussen transportiert.
(r.schr)