Vorwort
In der Zeit vor der Erfindung von Radio und Fernsehen – vor der Zeit des elektrischen Lichtes bestand die abendliche Unterhaltung oft aus dem Erzählen von Erlebtem oder auch Nicht-Erlebtem – von Überliefertem. So wurden auch Sagen erzählt, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurden, aber auch solche, die man irgendwo gelesen hatte; Sagen, die ortsgebunden waren und auch solche, die aus der Ferne „zugewandert“ waren.
Oft sind diese Sagen mit einem auffälligen oder wunderbaren Gegenstand oder einem Namen, der nach einer Deutung verlangte, verknüpft. So wussten sie oft von unheimlichen Erlebnissen und Begegnungen in unserer Landschaft zu berichten, bei denen dem Zuhörer das Gruseln über den Rücken lief, von Gespenstern und Spukerscheinungen, von Hexen und ihrem Herrn den Teufel.
Nur die Alten – Großväter und Großmütter – wissen hiervon noch zu erzählen. Pessimisten hört man sagen: „Die Sage stirbt, die plattdeutsche Sprache stirbt, die alten Namen und Flurnamen werden vergessen – die deutsche Seele stirbt. – Die Jungen haben nur das Geldverdienen und Spasshaben im Kopf.
(Auszug aus: Hans Wohltmann, Sagen aus dem Lande zwischen Niederelbe und Niederweser, Zeven 1979)
Mit der Veröffentlichung solch alter Geschichten mit Bezug auf die Region um Vees wollen wir mithelfen, dass das Wissen um diese Geschichten nicht verloren geht.
(Bisweilen gibt es von den nachstehenden Geschichten weitere – auch abweichende – Versionen.)
Da diese alten Verteller aus der Zeit stammen, in der üblicherweise plattdeutsch gesprochen wurde, haben wir sie auch hier in der alten Sprache festgehalten. – Kannst keen Platt – fehlt die wat oder Hochdütsch kann de Döspaddel snacken – Platt is war för die Plietschen.
Die zwei Riesen
De Geschicht von de beiden Riesen
Bi Ostervees leew vör veele Johren een Riese, sien Nohm wör Wils. He haar sien Land blangen Holt, dor saah he sien Roggen. Wenn he pleug, bruk he keen Peerd. He bünn siek de Egge eenfach mit een Reep in’n Knooplock fast und pleug sülbens.
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Die Geschichte von zwei Riesen oder Wie in Ostervesede der Harmsberg entstand
In vergangenen Zeiten haben hier in der Gegend zwei Riesen gelebt haben – der eine in Westervesede in „Hinners Hus“, der andere in Ostervesede im „Burn Holt“.
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De Goldkuhl bi´n Groden Loh in Wittvees
In´n Schönbargsmoor, an´n Weg vun Westervees na Brockel, dor liggt de Goldkuhl. In de Johannisnacht hett dat Gold jümmer brinnt; aber wenn sik dat eener halen wull, dann füll üm dat Gold jümmers as Sand wedder von de Schüffel.
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De Geist in´n Linlohsmoor
Unner de Scheeßeler Koplüer hett dat ganz freuer mal enen geben, de nich rejell bi´n Wegen und bi´n Meten wn is, sein Punden wären to lich un sein ehlen to kort. He ist riek darbi worden, …
Dat Gold in Linlohsmoor
In die Franzosentied is hie in Scheeßel mal´n Priviantkolonne, de na Hamborg unnerwegs wör, abends in Quartier komen. Een von ehr Wagens stünn bi Eggers, wat nu Harries is, vö de Dör. Een paar plietsche Scheeßeler harn bald spitz, dat mit düsse Wagens wat besonders los wör, …
De Düvelsdaler
In de schelchte Tied na der Freiheitskriege (1815/16) müß uck Kleversbur (?) in Vees sienen Hof verköpen un beheul blos sien ole Hüßelhus. Dar wahn he mit sien Fro un´n paar litje Kinner.
Fru Holle in dat lütje Loh
In olen Tieden weer dat lütje Loh mit groten Eeken un Booken bewussen. In Nordosten un ook in Nordwesten leegen säben Barg; een weer groot, twee mittel, veer lütjet. Dar war dat Riek von de Fro Holle.
De Aalfang in Westervees
Dat sünd nu all över föftig Johr her, do wahn in Westervees en olen recht vernünftigen Burn mit Namen Harm, wat to damalige Tied för Hermann segt wär. He harr en grode Familie, son Stücke tein Kindder un sin Fro mit Knecht un Mogd wör´n si jeden Dag mit 14 Personen to Disch.
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Das Zweite Gesicht
In Lohmanns Haus in Westervesede lebte vor mehr als hundert Jahren ein Mann, der das zweite Gesicht hatte. Alte Leute erzählen, er habe die große Feuersbrunst von 1852 vorausgesehen, und zwar wann und wo das Feuer ausbrechen würde. Man lachte darüber und wollte ihn beim Wort nehmen, wenn die Zeit gekommen sei. Er aber meinte, er sowohl wie seine Schwester würden vorher sterben.
Es kam, wie er gesagt hatte. Die Geschwister waren gestorben. Das Feuer brach 1852 im Schulhaus aus. Die Lehrersfrau soll mit einem Bett dem Herdfeuer zu nahe gekommen sein. Das Haus, zwei Gehöfte und mehrere Häuslingshäuser brannten nieder.
Niedersächsische Schwänke aus den Landkreisen Rotenburg (Wümme), Verden/Aller und Bremervörde
gesammelt von Karl Buse
u. a. mit Geschichten von Adolf Thies, Westervesede und Hinrich Trochelmann, Ostervesede
Sonderband Rotenburger Schriften (1975/1984): herausgegeben vom Heimatbund Rotenburg (Wümme), Kreisvereinigung für Heimat- und Kulturpflege e. V.
Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung vom „Verein der Freunde des Archivs für Heimatforschung Rotenburg (Wümme) e. V. + dem Kreisarchiv Rotenburg
Der Bauer
(11)
Hier wöör ’n Buur, dat wöör man so’n lütten Buur, de harr twee Jungs. De ene Jung de schöll den Hoff hebben, un de annern den woll’e denn goot anbringen, de schöll studeern. Un denn hett he den ok up de hoge School schickt. De annere Jung möß denen. Un de Ool de möök noch de ganze Arbeit up’n Hoff sülbens, um dat Studium to ermöglichen. Nu harr he aber bi rutkregen, datt sien Jund, de dar studeern deit, rümflitzen dä, un sien Studium dat nehm he nich so eernst. Un eens go’en Sünnabends do kummt de denn ok mal na Huus her un will sik denn we’r Geld halen von sien’n Vadder. Sien Vadder wöör dar jüst bi un meß den Kohstall ut, harr de Kaar dar stahn un de Fork. Un denn kümmt de Jung denn an un seggt: „Süh, goden Dag, Vadder! Na, wo geiht’t denn?“ – „Och, jaa!“ – Un do seggt de Vadder: „Wat lirnst du dar egentlich allens up’e School? Wat maakt je dar?“ – „Ja, ja, Vadder wi lirnt nu Latinsch, Latinsch hebbt wi nu.“ – „So, Latinsch! Segg mal, Jung, wat heet hier dütt denn up Latinsch?“ Hett’e de Fork dar in’e Hand. – „Ja, Vadder, dat heet… dat heet Forksikus.“ – „So, so, Forksikus! Un wat heet dütt hier, hier de Kaar, de Meßkaar?“- „Dat heet Karikus.“ – „So, so, Karikus, hm! Un dütt hier, wat ik hier upla’en do, wat heet dat?“ – „Ja, dat heet Mistikus.“ – „So, dat heet Mistikus! – Du“, seggt he to sien’n Jung, „nu haal di mal de Karikus, und denn nimmst du de Forksikus, un denn laadtst du hier mal up den Mistikus, du verdammter Lustibus!“
Adolf Thies, Westervesede
(12)
In fröhern Tieden, as de Post noch nich so wöör as vandaag vandaag föhrt se ja allerwegens mit’n Auto -, do müssen de Breefdrägers to Foot van Huus to Huus, van Dörp‘ to Dörp. Do wöör hier in Vees ok soʻn Breefdräger, de haalt denn de Post van Scheeßel. Un denn harr’e hier mehrere Dörper: Westervees, Ostervees, Deepen – un allens to Foot. De Breefdrägers de kregen ok ja nich ganz veel Geld; denn harrn se noch ’ne lüttje Landwirtschaft, ’n paar Swien un ’n paar Zegen. Un dat möök de Fro denn ferdig. Hinnerk heet de Breefdräger; de güng denn ’s morgens Klock acht mit siene Tasch los na Scheeßel, na’e Post hen, un haalt de Breev weg. Un ’s abends so Klock fiev lang denn kööm he denn we’r rin, denn eet’e denn sien warm’t Eten. Nu kann’n sik dat ja denken: Breev kregen de Lüe ja damals nich ganz veel. Un wenn denn mal so’n Breef ankamen dä bi’n Buut, denn stünnt de Buddel in’n Edkschapp, un denn sään se denn: „Hinnerk, süh, du hest us ’n Breef herbrocht, nu drink eerst mal ’n lütten Schluck. Un denn kreeg he ’n lürten Schluck un ok twee. Un wenn he denn so in mehre Hüüs wööt so langsam, langsam möcht he denn geern ‚n lütten Schluck. Un eens goʻen Abend do kumme’e denn mit siene Breeftasch na Huus, do seggt Trina, siene Fro, to em: „Du, Hinnerk, du mußt vanabend noch mit’e Zeeg na’n Bock hen! Kumm, äät man schnell dien Eten ut, un denn mußt du dar mit hen.“ „Ja“, seggt Hinnerk. Süh, hier hest ne Mark.“ De Fro de harr denn dat Portemonnaie. De wöör ganz stramm mit em. He vertehr denn ok manchmal n beten toveel. Na,
un denn treck he denn ok ja los mit siene Zeeg, Un denn kummt’e denn an’e Wirtschaft vörbi. De Wirtsmann de liggt dar in Finster. ,Na“, seggte, „Hinnerk, wo wullt du denn mit’e Zeeg hen?“ -„Ja, will ik mit na’n Bock hen.“ „So! Ja, kannst di ja ok eerst ’n Lütten drinken.“- „Nee, nee.“ „Och“, seggt’e „de Zeeg de bockt morgen ok noch, kumm man her. Nu hett’e denn dar ok ringahn, un denn hett’e denn de Mark dar vertehrt un versapen. „Och, Minsch“, seggt’e, „wat segg ik denn nu to mien Fro?!“ „Och, dar kannst morgen noch woʻr mit hentrecken, de bockt morgen ok noch.“ He treckt mit’e Zeeg na Huus hen. He den annern Morgen ja wo’r los mit siene Breeftasch. As he ’s abends wo’r rinkummt, do seggt siene Fro: „Du, Hinnerk, de Zeeg bockt noch ganz gefährlich. Ik glööv, dar mußt du noch eensi0 woʻr mit hen. „Ja“, seggt’e, „denn mutt ik dat.“ – „Ja, denn äät man schnell dien Eten.“ – „Ja, denn mußt mi aber ’ne Mark wo’r mitgeben.“ – „Mark mitgeben? Ik heff di doch gistern eerst ’ne Mark mitgeben.“ -„Ja, denn gah ik to’n Bock nich rut, ’ne Mark mußt mi noch wo’r
mitgeben.“ – „Hier hest ’ne Mark.“ – Na, denn noch wo’r hen; un he kummt denn bi de Wirtschaft vörbi. Datsülbe Theater – he versüppt de Mark wor. Un do seggt’e gegen den Wirt: „Minsch, wat maak ik nu?“ „Oh, seggt de Wirt, „de Zeeg de bockt in dree Weken wo’r, dat is nich so schlimm.“ He trekt na Huus hen. Seggt siene Fro: „Na, wat wöör’t denn? – „Ja, de hett noch schöön wo’r stahn.“ – „Na, denn will de Zeeg nu ok woll blieven.“ De Zeeg bindte in’n Stall an. He den annern Morgen mit siene Breeftasch woʻr los. Un de Fro fo’ert ja denn de Swien un de beiden Zegen un wat se so harrn. Nu kickt se in’n Stall. De Zeeg liggt in’n Stall un is doot. Denn löppt se los na’n Tierdokter hen. De Tierdokter kummt. » Ja“, seggt’e, „beste Frau, die Ziege ist eingegangen.“ „Ja, oh watt!“ – “Ja, die Ziege hätte zum Bock müssen.“ „Wat?“ seggt se, „dar is us Hinnerk gistern un vörgistern mit na’n Bock wesen!“ „Nein, nein, die Ziege ist nicht zum Bock gewesen. Ziegen sind derartig heißbrünstig. Und nun kommt das vor, das kommt ganz selten vor, daß sie davon eingehen.“ „Wat? Sünd wi nich mit na’n Bock wesen? – „Nein, beste Frau, die Ziege ist nicht zum Bock gewesen, da ist nichts mehr zu machen.“ De Tierdokter kreeg ok noch ’n Daler. Nu kummt Hinnerk ahnungslos mit siene Breeftasch na Huus, un sien warm’t Eten stellt se denn up’n Disch. Denn stemmt se de beiden Hannen in’e Sieten un seggt: „Du, Hinnerk, wo büst du mit’e Zeeg henwesen?“ „Na’n Bock.“ „Segg mi, wo du mit’e Zeeg henwesen büst!“ „Na’n Bock.“ „De Zeeg is doot!“ Oh, he verjaagt sik ganz gefährlich. , „So“, seggt’e, „nu is goot!“ Nu hett’e denn ja siene Sünnen bekennt, datt’e tweemal de Mark yersapen hett. He denn schnell sien Eten utgeäten; un denn well’e denn schnell na’n Bett. Is dicke Luft. Und denn loppt he denn jüst so na de Kamer to, do seggt siene Fro: „Wo wullt du hen, Hinnerk?“ „Nan Bett“, seggt he, „ik bün ganz meue. -„Hier, diene Wulldeck, up’n Hauböhn!“ Na, he is ja folgsam, nimmt de Wulldeck, un denn stiggt’e upn Hauböhn. Annern Abend kummt’e rin, itt sien warm’t Eten; do denkt’e: „Och, se hett dat nu woll vergeten.“ He well denn ok schnell na’n Bett hen. „Hinnerk, du weeßt ja, hier, diene Wulldeck, up’n
Hauböhn ! He wo’r rup up’n Hauböhn. Den drütten Dag kummt’e woʻr rin; un do hett’e denn sien Eten utäten un denkt: „Och, is doch Hopfen un Malz verloren!“ He schnappt siene Wulldeck un well den wo’r na’n Hauböhn stiegen. ,,Hinnerk, wo wullt du hen?“ -„Up’n Hauböhn“, seggt he. – „Un hier bliffst du! Glöövst du denn, datt mi dat genauso gahn schall as de Zeeg?“
Adolf Thies, Westervesede
(13)
Buur Jehann de wöörn ok to’n Neen kamen. Un denn kregen se ok ’n paar Zwillinge, paar kräftige Jungs. De Hebamm hett de beiden Kinner denn schöön ferdig maakt un gifft den Buur de up’n Arm, enen up’n rechten un enen up’n linken Arm, un seggt: „So, Buur, wer van de beiden schall nu de Buur weern? Dat sünd nu beide ’n paar prächtige Jungs.“ „Ja“, seggt Jehann, „dat weet ik ok nich, wen ik dar nu toʻn Buur nehmen do.“ Up enmal seggr’e: „Nu weet ik’t al. Hier, düsse hier, dat schall de Buur weern, un düsse hier dat schall de Swienköper weern.“ „Wat“, seggt de Hebamm, „wie kummst du dar denn mit enmal up?*- „Ja, düsse hier, de hett eben al stöhnt, un düsse de hett mi al anscheten.“
Adolf Thies, Westervesede
(33)
Dör wörr in Deepen en, Klaus M. Heet de, un de harr ’n Knecht, dat wöör Harms. Ik heff den noch as Harms Vadder kennt, de hett dar deent. De nehm sik ok denn mal so sünndags geersn enen, as jungen Kirl. Nu wöör dat so in April, as he sünndags ok mal ornlich enen hat harr. Den annern Morgen möß he denn ja na de Heide hen. Un denn hett’e sik dar so’n Klump tohoophaut. De Sünn de chien so schöön warm, un do hett’e sik denn darachter leggt un hett schlapen. De ole Klaus de hett dat woll al markt. He is denn in’n Boom stegen, wo he siene ganzen Gerechtsamen översehen künn. Un he kickt denn to, aber he hett kenen Jehann sehen, de hett denn dar schlapen. Un as Jehnn ’s middags na Huus kummt, do sünd de Määgd denn dar, un do seggt se: „Du, Jehann, de Buur de hett dar baben in’e Dann seten, de hett tokeken. Du hest gar keen Heide haut, du hest schlapen.“ „Wat“, seggt’e, „ik heff schlapen?“ – „Ja, ja, de hett tokeken!“ As se nu ’n middags bi’n Eten sünd, do seggt Jehann, de Knecht: „Hebbt ji den Kuckuck ok mal höört?“ Klaus, de Buur, kickt hooch. „Nee“, seggt he, „heff ik noch nich höört.“ „Ja“, seggt Jehann, „höört heff ik em ok nich, aber ik heff em sehen.“ „Soo“, seggt de Buer. „Ja“, seggt Jehann, „he sset dar in de grote Dann, hier bi Huus.“ De Buur hett sien’n Lepel nahmen un hett jümmer helleweg eten, hett gar nich mehr upkeken.
Adolf Thies, Westervesede
(40)
De harrn dar up’n Hoff ene Grootmaagd un enen Grootknecht. Un de Grootknecht de heet denn meistens ok Jehann, un de Grootmaagd de heet Trina. Un de beiden de wöörn so’n beten Bruut un Brögam. Jehann de möch so geern Bookwetenpannkoken1, Un do wöör he dar nerrn² up’e Dääl un lae Peermest up, un de Fro de woll denn eben naʻn Höker hen un ’n beten inköpen. Un do nei he denn geschwind dar na de Köök to, na’n Flett, un seggt: ,„Du, Trina, back mi mal schnell ’n Bookwetenpannkoken!“ „Nee“, seggt se, „de Fro kummt glieks woller, dat kann ik nich.“ – „Ja,
man to, man to!“ Denn kriggt se de Pann her, Röhrpott de stünn ja jümmer achtern up’n Heerd, un denn schnell ’n beten Fett rin, beten goot nagebött“, un do helleweg, so rundümgekehrt. Un jüst, wie’e denn so schöön ferdig is, do kummt de Fro denn dar vörn in’e Döör rin. Nu is de Dääl denn ja aartig lang, un se nimmt denn de Pann un seggt do: „Hier hest’m, un schmitt em den so to. Un he fangt den Pannkoken denn ja up, un do ise ja ganz hitt in’e Hand, un he puust un puust, un de Fro de kummt denn ja jümmer nöger up’e Dääl. Un denn weet’e ok nich, wo he dar mit blieben schall un
het ok keen Jack an, do stickt’e em in’e Böxentasch. Mitdessen is de Fro denn al dar, un denn ward’t dar denn ok ganz hitt. Nu steiht he dar un kloppt an’e Böx rüm, un de Fro de kickt denn van enen naʻn annern – Trina het de Pann al wegsteken, de steiht dar ganz verdöört an’n Heerd un kickt so dösig. Un Jehann de steiht dar jümmer un schüürt un schüürt, un denn ward dat ganz hitt, do seggt’e: „Du, Trina, ik krigg em aber rut.“
Adolf Thies, Westervesede
(47)
In fröhern Tieden‘ do harrn se hier in’e Heide, de Heidjerbuurn, wenig Weideland. Se wöörn ok in’e Masch sotoseggen as arme Heidjers bekannt. Se harrn nich veel, un de Maschbuurn helen al jümmer ’n beten den Kopp höger. Do geiht eens go’en Dags een Buur van hier, de nu soʻn beten
Geld harr, na de Masch hen un well sik denn dar Weide köpen. Geld nimmt’e mit, Geld harr’e ok ja genoog. Un denn kummt’e denn dar in’e Wirtschaft an, wo de Auktion denn stattfinn’n schöll. Un denn bestellt’e sik dar ’n Kööm un drinkt denn sien Schluck. De Maschbuurn seten dar denn ok all bin Buddel Wien. Un denn stichelt se so’n beten: „Armer Heidjerbuur, kummt mit sien toknööpten West un sien gesmeerten Stevel dar an.“ Un dat markt düsse Buur, so dusselig wöör’e ja ok nu jüst nich. Do seggt’e to den Wirtsmann: „Bring mi ok man mal ’n paar Buddel Wien her.“ „Was soll denn das für ’ne Sorte sein? – ,Och, dat is egaal, wat du dar jüst hest. Un denn bring mi man ’n Waschschaal un Seep un ’n Handdook mit.“ Do denkt de Wirtsmann: ,Dat is aber ’n komischen Kauz.“ Na, he bringt em dat aber hen. De Buur schütt de beiden Buddel Wien in’e Waschschaal rin un nimmnt de Seep un wascht sik siene Hannen un dröög de af. „So“, seggt’e, „nu hett man ok mal we’r reine Füüst.“ De annern de kiekt. Un denn keem ja ok de Auktion. De eerste Wisch dar bööt he up un köfft de Wisch ok. Un do keem de twete Wisch, de daran liggen dä, bööt he ok up un köfft de ok. Do kickt de Auktionator hooch un seggt denn: „Entschuldigen Sie, ich kenne Sie nicht. Wie ist das hier mit Bezahlen?“ „Ja“, seggt he, „Herr Auktionator, wat wüllt Se dat Geld hebben, in Kurant oder in Papier?“ Do harr he beides mitbröcht.
Adolf Thies, Westervesede
(52)
Peetz-Buur in Wohlsdörp de güng up’n Sünndagmorn na sein Wisch hen, dat wöör so eben vör’e Hauetiet. Un denn sünd dar ’n paar Froonslü’e in sein Gras un plückt sik dar Blomen, staht denn so schöne Blomen an’e Wümm in’t Gras. Un nu pett se dat Gras ja daal, denn kann’n denn nichgoot meih’n. De mit sienen Krückstock darhen un schimpt: „Ji verdammten Froonslü’e, wenn ji nich sofort maakt, datt ji ut miene Wisch rutkamen doot, denn schla ik jo alle Knaken kaputt!“ „Oh, oh, oh!“ seggt de Froonslü’e – de kregen so’ne Angst. Un do seggt Peetz-Buur: „Detwegen heff ikjo dat ok eerst in go’en seggt.“ De hebbt denn ok glieks dacht: Du, de Aas, dat is ok so’n olen Spaaßmaker. Un do gaht se denn mit em up’n Weg hendaal un kaamt denn an siene Weid vörbi, un do seggt de ene Fro: „Kuck mal, Bauer, sind das Ihre Kühe?“ „Ja, sicher sünd dat miene Keih“, seggt he.- „Oh, die kucken doch alle so trübe.“ „Wat“, seggt he, „trübe?“ Joschöllen se ok mal dreemal an Dag an’e Titten rümtocken – un eenmal kaamt de Keih blots na’n Bullen hen dat Jahr öber -, denn schöllen ji ok woll trübe kieken!“
Adolf Thies, Westervesede
(63)
Vör enige Jahren do föhr ik mal mit mien go’en Fründ Trochelmann na Hamborg hen, dar harrn wi wat to doon. Dat wöör so bi Middag rüm. Ik sä: „Minsch Hinnerk, ik heff Hunger! Wi wüllt hier mal seh’n, wenn wi hier nich ’n beten to eten kriegt.“ „Och“, seggt’e „ik heff gar keen Hunger nicht.“ Na, wi gaht dar in’e Wirschaft rin. Un denn laat ik mi dar ’n Beefsteak geben. Un Trochelmann de seggt: „Ik mag nix, ik drink ’n Beer.“ Wie de Kellner dat Beefsteak nu so anbring’n deit, do snie ik mi dar so’n lütt Stück af. Minsch, wat schall ik di seggen – total nöchtern! Ik harr dar mal wat höört – in Hamborg dar sä’n se wat von Plattmenoosch, dat is so Peper un Solt un Semp. Do sä ik: „Herr Ober, bringen Sie mir mal die Plattmenoosch!“ „Ja“, seggt de Ober, „auf diese Fälle sind wir großartig eingerichtet.“ He grabbelt sik in’e rechte Westentasch un streit mi dar Salt up dat Beefsteak. „Na“, sä ik, „wi ist’t mit Peper?“ De grabbelt sik in’e linken Westentasch un streit mi dar Peper up. Un denn ward Trochelmann lebennig uns seggt: „Du, Thies, nu fraag em aber um Gott’s Willen nich mehr na Semp!“
Adolf Thies, Westervesede
Volk und Obrigkeit
(187)
Dat is in’n Harvst, do föhrt eens go’en Morgens en Müürker na’e Arbeit hen. Dat wöör noch ’n beten schummerig. Un dar wöör in Rodenborg ’n Landraat, dat wöör ’n Fröhupsteher, de güng denn ’s morgens al spaziern. Nu sütt’e den Radfahrer dar, de harr keen Licht an Rad, do seggt’e: „Hier, halten Se mal an! Sie haben ja gar kein Licht am Rad.“ – „Och, Licht, Licht! Ik kann ok so seh’n, ik bruuk keen Licht, dat ward ja nu ok jümmer lichter.“ – „Ja, da ist aber Vorschrift, Sie müssen doch Licht haben.“ – „Nee, wat, Vorschrift! Vertellst mi hier wat! Ja, Minschenskind, wat büst du denn egentlich för’n Kirl hier?“ – „Was, ich, ich? Ich bin der Landrat.“ – „De Landrat? Oh, Mann, denn hest du aber ’n feinen Posten.“ He klopp em so up de Schuller: „Seh man to, dat du den b’holen deist!“ He sett sik up’t Rad un föhrt weg.
Adolf Thies, Westervesede
(189)
In fröhern Tieden do wöör de Börgermeister in so’n Dörp ok to lieke Tiet de Kassenverwalter, un de harr ok de Geldgeschicht mit to maken. Up’n Landraatsamt dar wöör de Landraat, un de harr denn een oder twee Deerns, de prüüft denn ok jährlich de Gemeednekaß dör. De Börgermeister harr dar in siene Belege’ n Hoot insett, veermarkföfftig, oder wat weet ik. Do seggt de Landraat: „Hut haben Sie darin Was soll der Hut darin?“ – „Ja, den heff ik bi de Raatssitzung verlor’n.“ – „Nein, das können wir nicht machen hier!“ Hett’e den Hoot streken. Nächst Jahr kümmt’e we’r un prüüft de Kaß – hett’e den Hoot dar we’r in. Do seggt de Landraat: „Was, haben Sie den Hut da wieder drin?! Was soll das? Was glauben Sie denn?“ – „Ja, den heff ik bi de Raatssitzung verlor’n.“ – „Ja, wenn Sie bei der Ratssitzung den Hut verlieren und sind da besoffen gewesen, dann soll die Gemeinde den Hut bezahlen? Sowas gibt’s nicht!“ Do hett’e den Hoot we’r streken. Dat drüdde Jahr kummt’e we’r hen und prüüft de Gemeendekaß. „Ja, Herr Landraat“, seggt de Börgermeister, „de Hoot de is dar in, aver finnen deist du em nich!“
Adolf Thies, Westervesede
(206)
Dat is nu al ’n Reeg Jahrn her, do wöör hier mal ’n Schlägeree, un de kööm denn ok naher vör’t Gericht. Düsse gode Mann, de dar keen Schuld an harr, de möß naher to Straaf noch twee Jahr Soldat weern. Dat wöör so: He leeg in Bett un slööp, un do is dar bi jüm in Huus groten Krach. He steiht up, un do kloppt sik dar welke. Nu geiht he bi un söcht sik dar so’n ole Tuunlatt her un geiht dar up los. Düsse annere de hett ’n Messer, un de stickt em denn in’n Arm. Nu mössen se ok noch na’n Dokter hen. Do kööm dat denn ok ja vör’t Gericht. Un wie dat vör’t Gericht kamen dä, do seggt sien Buur: „Ah, Fritz, segg man de reine Wahrheit, so wie’t wesen is. Bi Blanken in Huus wöör so’n Larm wesen un do harrst du di ’n Tuunlatt nahmen un wöörst dar up dalgahn, un do harr’e di mit’n Messer in’n Arm steken.“ Ja, un denn füng mien leev Meyer ok an: „Neben unsern Hause befand sich ein Lärm. Ich stand auf und ging hinaus und riß mich ein Laats von den Zaun los und ging druff daal und wollt ihn ein zutopuhlt, da kam er mir bei vor.“
Adolf Thies, Westervesede
(207)
De Rechtsanwalt kreeg jümmer von den enen Buur en Föhr Törf, un dat föhr he em denn dar jümmer hen. De Törf kreeg he denn ok glieks betahlt. Eens go’en Dags harr de Buur ok mal wat bi’n Rechtanwalt, mit Grenzgeschichten und Land. Un denn geiht he dar hen un seggt to em: „Maak mi dat man mal in Ornung.“ Ja, he möök dat denn ok fein in Ornung. Nu möß de Buur dat ok ja betahlen. „Oh, Mann, Mann“, seggt de Buur, „soveel Geld daför to nehmen, dat is doch woll ’n beten veel!“ „Ja“, seggt de Rechtsanwalt, „dat ist Kopfarbeit.“ – „So, Kopfarbeit? Dat weet ik nich!“ Den annern Harvst denn bringt’e em dar wo’r ’n Föhr Törf hen, un denn seggt de Rechtsanwalt: „Ja, was kriegen Sie nun für den Torf?“ – „Ja, för den Törf krieg ik sounsovee, un för dat Herföhren krieg ik sounsoveel.“ „Wat“, seggt de Rechtsanwalt, „soundsoviel für das Herfahren?“ – „Ja, wat glöövst du denn? Dat is Kopparbeit.“ – „Kopparbeit?“ – „Ja, glöövst du denn, datt miene Ossen dat mit’n Steert hertogen hebbt?“
Adolf Thies, Westervesede
Pastor und Gemeide
(237)
In fröheren Tieden hier in Westervees dar heten den Knechten ja meistens Jehann, un de Määgd de heten Trina. Un de beiden wöörn denn hier bi’n Buur as Knecht und Maagd. Jehann de wöör de Grootknecht, un Trina dat wöör de Grootmaagd. Un denn slöpen de so, dat weet ji ok ja, so an’e Dääl. Dar wöörn ja an’e Dääl de Kamern. Un eens go’en Dags denn kummt de Pastoor dar mal her, un do seggt’e to den Buur: „Wer schläft hier denn?“ – „Ja, dar slöppt us Jehann, de Grootknecht.“ – „Und wer schläft hier?“ – „Ja, dar slöppt us Trina, de Grootmaagd.“ – „Mein lieber Herr Grobrügge, das geht aber doch nicht hier! Da ist bloß so’n Brett zwischen, und da schlafen die beiden?!“ – „Joo dat geiht ’noog!“ Süh, do harr Jehann de ole Lehmwand, de dartwüschen sitten dä, de harr he dar twüschenrutslaan, weil de al slecht wöör. Un denn krömel em dat jümmer so in’e Ogen. Un do herr’e dar so’n paar Breer twüschensteken, aber nich ganz bit baben rünner, blots so half hooch. Un denn seggt de Pastoor: „Das geht hier nicht so mit jo beiden.“ Ja, Jan de wöör dar up’e Dääl, un de Buur röppt em: „Jan, kumm hier mal her! Hier, de Pastoor meent, dat geiht hier nich so mit jo beiden.“ „Och“, seggt Jehann, „dat geiht ’noog, Herr Pastoor, dat geiht best, dat hett al lang so gahn!“ – „Ja, Johann, wenn die Versuchung denn mal kommt…!“ – „Nö, nö, de Versuchung kummt nich. Dar bruukt Se kene Angst vör to hebben!“ – „Ja, mein lieber Johann, du bist noch so jung, und denn kommt die Versuchung doch mal. Und wenn die Versuchung gar zu groß wird…“ „Ja“, seggt Jehann, „Herr Pastor, denn nehmen wir das Brett weg.“
Adolf Thies, Westervesede
(250)
Hier in Scheeßeler Kerk harrn fröher de Pastoorn ja ok ’n grote Landwirtschaft; de harrn ’n Knecht un Peer. Nu wöör dat ’n Pastoor, de harr denn sönndagsmorgens Kerk, un de Schepers de hödden an düssen Sönndag up den Pastoor sein Wischen. Nu wüssen si ja ganz genau, de Pastoor is in’e Kerk, de kummt vandag nich. Do leten se de Schaap dar up gahn. Aber düsse Pastoor de wöör ok so schlau, he leet ’n ganz langen Gesang in’e Kerk singen. Sienen Knecht harr’e vörher al Bescheed seggt, he schöll em dat Peerd satteln. Un denn reed he denn Hals öber Kopp na sein Wisch hen un bööst de Schepers denn van sein Wischen rünner; de harrn ja meent, de Pastoor wöör in’e Kerk. Un denn he mit sein Peerd schnell we’r na Huus hen un rin in’e Kerk, un dar harrn se den Gesang noch gar nich utsungen. Nu kunn he ja sein Predigt wieterholen.
Adolf Thies, Westervesede
Schule
(287)
Hier in’e School dar wöör dat in Sömmer so recht warm; de harrn de Gardinen daltogen. De Schoolmester de wöör al so wat öller, de harr ’ne Glatz. Un denn is dar so’n groten Brummer in’e School, de geiht den jümmer ssss! Jümmer na’n Schoolmester siene Glatz. Do kloppt’e denn, ssss, simmms, wo’r na de Glatz to. Do seggt’e: „Kinner, helft mir den Brummer mal greifen! Das verfluchte Biest hier!“ Nu güngen de Kinner denn all hooch in’e Bank un grepen denn. Un de Brummer denn wo’r, sss, na de Glatz to. De Hemmann de kickt sik dat so’n lütten Ogenblick an, langt dar so na achtern hen un höllt den Finger in’e Hööcht: „Ssss! Herr Lehrer, ich hab ihn!“ – „Was, Hermann? Minsch, wie hast du denn das gemacht?“ He stotter so’n beten: „Ja, He, He, Herr Lehrer, dat, wöör ’n Schietfleeg!“
(294)
Hier in’e School kummt de Schoolraat. Un do is dar en so’n Jung, de kummt denn Ostern ut’e School. Do kickt de Schoolraat denn so, un do seggt’e to den Schoolmester: „Was ist mit dem dahinten?“ „Och“, seggt de Schoolmester, „der kommt wohl Ostern aus der Schule aber der hat nicht viel mitbekommen. Der kann höchstens bis dreißig, vierzig zählen, das ist sowieso alles, was er im Rechnen kann.“ Do geiht de Schoolraat dar hen na den Jung: „Na, mein Junge, du kommst nun ja Ostern aus der Schule. Was willst du denn werden?“ „Ja“, seggt de Jung, „erst Schäfer und dann Bauer.“ „So“, seggt’e „Schäfer! Du kannst doch bloß bis vierzig zählen. Wenn du nun aber mehr Schafe hast als vierzig, was dann?“ „Ja“, seggt de Jung, „Herrr Schulrat, dann fang ich wieder von vorne an.“
Adolf Thies, Westervesede
(299)
In’e School kööm mal de Schoolraat, un denn hett’e de Kinner dar ünnerricht. De wöörn in Ornung. De Schoolmester harr jem goot war lehrt. Do seggt de Schoolraat: „Nun wollen wir mal rechnen, das Einmaleins.“ He fraagt de Kinner denn: „Sechs mal sieben. „ Prompt kummt de Antwoort denn: „Zweiundvierzig.“ De Scholraat schrifft aber veeruntzintig an’e Tafel, dreiht de Zahl üm. „Sieben mal acht. „ – „Sechsundfünfzig“, kummt prompt de Antwoort. He schrifft dar fievunsößtig hen. „Drei mal sieben.“ „Einundzwanzig“, kummt prompt de Antwoort. He schrift dar twölf hen. De Kinner de kiekt, de Schoolmester kiekt. Kener seggt wat. Do seggt de Schoolraat to de Kinner: „Nun komm, Junge, nun sag du mir auch mal ’ne Zahl!“ Do besinnt’e sik so’n lütten Ogenblick de Hemmann, do seggt’e: „Elf mal sieben, Herr Schulrat.“ Un denn sett’e sik we’r hen, kiekt so vördal un grummelt sik denn so in’n Baart: „Nu schriev du Dämel dat ok noch verkehrt!“
Adolf Thies, Westervesede
Arzt und Patient
(307)
In Finnel dar kömen jümmer twee Froonslüe bi’n Dokter. De wöörn jede Week regelmäßig ine’ Spräkstünn. Un eens go’en Dags do wöör blots de ene dar, do fraagt de Dokter: „Na, wo ist denn Ihre Kollegin geblieben?“ – „Ja, dat weet ik ok nich.“ – „So, ist se jetzt wohl krank geworden?“
Adolf Thies, Westervesede
(312)
In fröhern Tieden do geev dat ja noch nich veel Tähndokters. Dar wöör in R. en so’n Tähndokter, aver de könn denn meistens ok vör Hunger nich in Slaap kamen. Denn kreeg he denn mal so’n paar Zentner Katüffeln, do kunn de Buur denn gar nich sein Geld kriegen. „Donn’rweg!“ denkt’e „wat kaam ik blots an mien Geld? Ik will doch mien Recht för de Katüffeln hebben.“ Un denn geiht’e eens go’en Dags na’n Tähndokter hen un seggt: „Du, segg mal, wat köst so’n Tähnuttehen?“ „Ja“, seggt de Tähndokter, „das kostet drei Mark.“ – „Ja, denn is goot, denn teh mi düssen hier mal ut un düssen ok.“ „Ja, machen Sie den Mund mal auf“, seggt he. – „Ja, solche Zähne ziehe ich nicht aus, das sind ganz gesunde Zähne. Sie haben überhaupt keinen schlechten Zahn!“ „Dat is ganz egaal“, seggt de Buur, „de schü’t dar aber rut!“ – „Ich kann doch die Zähne nicht ausziehen.“ – „De schü’t dar rut! Teh mi de Tähnen ut!“ „Na ja, wenn Sie es absolut wollen, denn zieh ich sie aus.“ He ritt em de beiden Tähen darut, un do seggt de Buur: „So, nu heff ik ok mien Recht för miene Katüffeln.“
(313)
In fröheren Tieden do geev dat ja noch nich veel Tähndokters. Un do wöör in Deepen ener, de könn all so’n Kraam maken, de töög ok Tähnen ut. Dat wöör denn meistens so sünnabendsabends. Un eens Abends kömen dar ok dree Mann her, de wollen sik den Tähn uttehen laten, harrn denn so’n Tähnweh hat de Week öber. Nu hett’e den enen dar eerst vör, un do kickt’e denn: „Oh, de sitt aver aartig fast de Tähn!“ – „Ja, de deit aver weh! Seh man to, wenn du em nich rutkriegen kannst.“ „Ja“, seggt Hemmanns Vaddeer, nimmt de Tang un well em denn ok ruttehen. Nu kann he em mit ene Hand nich rutkriegen, da nimmt he beide Hann darto un ritt un ritt – un ritt em von’n Stohl hendal, up’n Flett hendal, an’t Füür vörbi, up’e Dääl hendal un denn vör de Grot Döör. Mit ene Schuller kummt denn de arme Kirl vör’n Dössel,; un he pett mit sienen Foot gegen de annere Schuller hen und ritt denn, un rrumms, do hett’e em aver rut. „Süh“, seggt’e, „nu hefft wi den aver doch rutkregen, he seet ja aartig fast!“ Un do güng’e wo’r in’e Köök – de annern beiden wollen sik ja ok noch enen uttehen laten – do seggt ehr Mudder: „Ja, de annern beiden de sünd al na Huus gahn.“
Adolf Thies, Westervesede
Handwerker
(329)
De Müürkers wöörn dar denn bi’n _Buurn, un de ene Gesell de harr dat ’n beten scheef maakt. He steiht dar mit siene ole Waterwaag an un kloppt dar mit’n Hamer an rüm. Do kummt de Buur denn an un seggt: „Na, wat ist denn?“ „Ach“, seggt’e, „Dat is ’n beten stark.“ „Kumm“, seggt de Buur, „hier hest ’n Mark, stark schöll’t wesen.“
Adolf Thies, Westervesede
(330)
Dat wöör mal hier up’n Buurhoff, dar kregen se de Müürkers. Do seggt de Müürker to den Buur: „Du kannst ja al ’n beten wat anröhr’n, to morgen fröh anmischen. Dat mutt ’n beten goot weden, maak man een to twee t’recht.“ „Ja, ja“, seggt de Buur, „denn kann ik dat ferdig maken.“ Den annern Morgen kummt de Müürker an, hett’e dar son’n groten Klump anmischt. Do seggt de Müürker: „Minsch, wat hest du denn dar blots anmischt? Dat is ja Sand!“ „Nee“, seggt’e, „Sand? Hest du doch seggt, een to twee.“ – „Wat? Dat is doch nich een to twee!“ – „Ja, seker is dat een to twee.“ – „Wat hest denn maakt?“ – „Ja, n Sack Zement un twee Föhr Sand.“
Adolf Thies, Westervesede
(353)
Ik woll hier nu mal ’ne lüttje Geschicht vertellen van de Wilddeveree, de hier fröher so passiert is. Dar wöörn ja düsse Wilddeev, de künnen dat nich laten. De künnen sik woll ’ne Jagd leisten, aver dat wollen se nich. Se güngen lever up Wilddeveree. Hier wöörn twee Jägers, de harrn in Trocheler Holt de Jagd pacht. Dat wöör dar, wo düsse Wilddeef wohnen dä. Nu is dat Bockstietjagd we’n. Un denn könn he dat nich laten, denn möß he ok los un möß ok mal ’n Bock scheten. Düsse beiden Jägers wüssen aver ganz genau, datt de Wilddeef wo’r up Jagd güng, besönners up’n Sünndagmorgen. Se kennen em ganz goot, se wüssen ok sienen Naam. Un denn föhrt de beiden denn ok ganz fröh los, so bi fiev lang, un wü’t mal sehen, ob se em nich mal faat kriegen künnt. Se paßt denn up un luurt un luurt. Ja, un dar kummt’e ok an, se hebbt em jüst eben seh’n, do wöör’e ok al in so’n Haberschlag verswunnen. „Tööf“, seggt se, „nu wü’t wi em aver doch mal faat kriegen!“ Se wollen em ja an un vör sik nix doon, dat wöörn ja sülvens Jägers, de wüssen ja ok, wat Jägerbloot wöör. Aver se wollen em blots mal richtig faat kriegen. Se paßt denn genau up: „Rutkamen mutt he hier. De kummt us düttmal aver nich weg!“ Un denn ward dat Negen – ‘n Bottern harrn se sik mitnahmen -, denn ward dat Teihn, Ölben… un so bi Twölf lang do seggt se: „Minschenskind, wi wü’t aver ok to’n Middag na Huus. Laat den sitten, wo’e sitten well in sien Haberfeld!“ Se föhrt nu beide na Huus, dat is de Weg na’e Kark. Un denn, wie se half up’n Weg sünd, do kummt doch de Wilddeef jem entgegen. Sien Gesangbook hett’e in’e Tasch, he is na Kark henwesen. Un do seggt he denn ok ganz schöön: „Goden Dag ok!“
Adolf Thies, Westervesede
Narrheiten
(245)
Hier harrn twee Jägers de Jagd pacht, un enen go’en Fründ harrn se darbi, de harr ’n stiev’t Been. All dree gaht se up Jagd un gaht denn up’e Straat hendal. Een van de Jägers de harr ’n beten körtert Been, de pedd so’n beten in’e Kuhl. Un denn kummt een ut’e Smääd rut un seggt to mi: „Du, kumm her, kiek mal hier! Hier gaht se.“ Ik sä denn: „Wat?“ – „Kiek mal, de een de röhrt Peerschiet tohoop.“ Dat wöör de mit dat Been, de haal jümmer so na rechts un na links ut. „Un de annere“, seggt’e, „de haut Füürholt!“
Trunk und Feier
(396)
Fröher, wenn de Buur ehre Swien meest harrn, denn bröchen se de sülvens na Scheeßel na’n Bahnhoff hen. Un meistens güng do denn ok so’n halben Dag up hen, mitünner noch etwas mehr. As ’s morgens denn de Swien uplaadt wöörn, seggt Trina to Jan: „Du, Jan, wi hebbt gar keen Branntwien mehr in Huus. Ik stell di den Veertel-Anker hier up’n Wagen, un denn kannst dar ja bi Hanschen-Harm ankehren un lettst den vullmaken. Aber dat will ik di seggen, datt du di dar nich noch eenen bi nehmen deist, dat is al sowieso düür genoog!“ Jan föhrt mit siene Swien na Scheeßel na’n Bahnhoff. Nu is dat bitterkoolt, un de Peer de staht all buten rüm un de Swien sünd aflaadt. „Och“, seggt de Veehhändler, „Jan ’n Lütten künnt wi beide ja woll noch tosamen vertehren.“ Jan de hett nu ja ok schöön etwas Geld in’e Breeftasch un denkt so: „Na ja, allens bruukt Trina ja ok nich gewahr to weern. Un so’n paar Mark kann ik dar ja viellicht van afnehmen.“ To den Veehhändler seggt he: „Du mußt mi denn so’n lütt beten ünnere Hand geben.“ Dat deit he denn ja ok, un se drinkt denn enen Grog na’n annern. Dat ward denn al Middag, de Sünn de kümmt wat höger. „Ja“, meet de Buur, „nu künnt wi ok woll na Huus föhren, Up’n Wagen kann’n dat Sitten woll utholen. Süh, un denn mutt ik ok noch bi Hanschen Harm vör. Datt ik blots mien Branntwien nich vergeten do!“ Jan klabastert sik up’n Wagen, sett sik in’e Eck hen, sleit de Dääk öber de Been, un denn geiht dat ja los. De Peer de klabastert denn ok so van Scheeßel bet na Westervees in enen Zug hen, se harrn ja ’n kolen Mors kregen. Un as wenn se dat weet, de ole Swatte de kennt dat woll al, de nimmt den Bispänner denn mit em ran na Hanschen Harm. Dar blievt se stahn. „Oh“, seggt Jan, „dat is man goot, datt ji dar an denken doot! Ik heff ja noch miene leddige Kruuk hier up’n Wagen, un de schall doch vull weern.“ He stiggt van’n Wagen hendal. He hett meist ’n beten to doon, datt’e richtig heel hendalkamen deit. He kriggt den Döördrücker to faten, hett siene leddige Kruuk in’e Hand un stellt se denn, so wie sik dat för’n Buur gehören deit, sittsam vör de Theek dal. Hanschenmudder kummt denn: „Süh, Jan, go’en Dag!“ – „Dag.“ – „Hest Swien aflevert?“ – „Ja, kösten doot se ja nich veel, aber geiht ja noch.“ – „Na, schall ik di den woll vullmaken laten?“ „Ja“, seggt Jan, „de olen Knechte de suupt jümmer soveel. Un man mutt ja ok seh’n wenn man mal Besöök kriegen deit, datt’n enen in Buddel hett. Denn maak den man weller vull.“ Un wat Hanschen wöör, de kenn ehre Lüe. Se schenk em ’n Duppelten in un denn noch ’n Duppelten. – „Ja, un betahlen do ik vandag bar. Un den van’e vörige Tour den will ik vandag ok man mit betahlen.“ „Ja“, seggt Hanschenmudder, „denn mutt ik mal eben mien Book togang kriegen un mal nakieken, ob dar noch wat insteiht.“ Se schenkt noch ’n Duppelten in, un denn is dat ok al hooch Middag wurden. He beielt sik denn ok, kriggt sienen Veertel-Anker bi’n Henkel to faten, neit ut’e Döör rut, schwupp, up’n Wagen rup. Un as wenn’t de Peer weten doot, af geiht dat na Huus. Van düssen scharpen Branntwienskraam harr Jan etwas toveel drunken. Nu plaagt em ünnerwegens, twüschen Hanschenbuur un de Möhl, de Döst. „Aber wat vör’n Noot?“ denkt’e, „mi kann ja nix passieren.“ He kriggt sein Veertel-Anker togang, leggt em vörn up’t Heck, sett sik in’e Knee, tütt den Propp hendal un versöcht denn, ‘n ornlichen Mund vull darut to nehmen. Aber van dat Schütteln up’n Wagen mißglückt em dat so’n beten, ‘n ornlichen Schubs löppt em öber de Back hendal baben in’n Hemdskragen rin. He schüttelt sik eerst. Darbi hett’e woll dat Gliekgewicht verloren, he geiht in’e Knee, düsse ole Kruuk fallt em in’t Gesicht, un he höört nur noch düsse lüttje, söte Melodie: „Gluck gluck, gluck.“ „Ja“, seggt Jan, „glucker du man to, ik kann di nicht mehr helpen.“
Hinrich Trochelmann, Ostervesede
EULENSPIEGELLEIEN
(448)
Dar wöör mal ’n Buur, den wöörn de Peer weglopen. Un wie Ulenspegel hier noch rümhausieren dä, do wöör he ok bi’n Buurn, de möök ja allerwegens siene Streiche. Do seggt de Buur: „To, nu aber alle Mann los, de Peer söken.!“ „Joo“ seggt Ulenspeegel, „Wo schült wi denn söken? De sünd weg.“ – „Och wat, ji schü’t de dar söken, wo ji se nich vermoot sünd!“ De Buur reist mit siene Knechte un wat’e all hett, los un söcht de Peer. Ulenspegel blifft bi Huus, hallt sik ’ne Letter her un ’ne Fork un stiggt baben up’n Dack, up dat Strohdackhuus, un smitt all de Dackheide darünner. Nu hett’e dat woll al goot half hendal, do kummt de Buur an un seggt: „Minschenskind, wat maakst du dar denn?“ „Ja“, seggt’e, „ik söök hier de Peer.“ – „Minsch, büst du verrückt wurden?!“ – „Ja, du hest doch seggt, ik schöll de söken, wo ik se nich vermoot wöör. Hier bün ik se nich vermoot.“
Adolf Thies, Westervesede
Die Entstehung des Harms-Berg in Ostervesede
Johann Meyer aus Ostervesede erzählte die Geschichte so:
In vergangener Zeit sollen hier zwei Riesen gelebt haben.
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Wie die Westerveseder das Sägen erfanden
Das hat sicher auch niemand gewusst, dass die Westerveseder das Sägen erfunden haben. Aber das wird wirklich erzählt.
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De beiden Lichter
Dor is mal ’n Buernhoff affbrennt in Westervees, un dor sünd uck twee Kinner mit verbrennt. Jümmer Knaken hebbt se bi’t Uprümen ganz eenfach övern Gorntun smeeten. Dor leegen se nu in de Eck, keeneen keek se an, un nich mal die Hund wull se freeten.
Aber süh! Siether brennt dor an de Stäe, wo de Knaken liggt, Abend för Abned twee Lichders, un inn Dörp wunnert se sich dor öber und ward bang dorvör. Ein Schoolmeester, de’n framen Mann wür, harr aber Moot. Eenen Abend snack he de beidn Lichder an un röp: „Alle guten Geister loben ihren Meister!“ Un süh, de Lichder annern un säen: „Wi uck! Wi uck!“ Na allerlei Snackeree öber denn Katechissen, wobi aber denn Schoolmeester de Bichd verhört wür, vertelln denn de beidn Lichder, dat se de Engel vun de verbrennten Kinner würn, de keen Rooh finn künn, weil man jümmehr Knaken hier man blos äben achdern Gorntun smeeten harr un se doch up christliche Oart und Wies beerdigt warn müssen.
An annern Dag sünd denn uck richtig de Knaken vun de Kinner sammelt un up christilche Oart un Wies beerdigt worn. Un dor würn die beidn Lichder verlöscht un lüchden nich mehr.
Quelle: Een beten ton högen – Plattdütsch Riemels und Vertellns von Hans-Ludolf Flügge (1958);
Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung von der Freudenthal-Gesellschaft e. V.